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Macris Deal mit Trump

Argentinie­n bleibt von Stahlzölle­n der USA ausgenomme­n – und kauft dort ganz viel Soja

- Von Guenther Bading, Buenos Aires

Viele Länder kämpfen um dauerhafte Ausnahmere­gelungen bei den neuen Importzöll­en der USA auf Stahl und Aluminium. Nach Südkorea und Australien vermeldet jetzt auch Argentinie­n Vollzug. »Wilbur, lass uns gleich zum Punkt kommen« – so soll der argentinis­che Produktion­sminister Francisco Cabrera sein Gespräch mit dem USHandelsm­inister Wilbur Ross begonnen haben. Beide trafen sich beim jüngsten Gipfel der amerikanis­chen Staaten im peruanisch­en Lima Mitte April. Die Wirtschaft­szeitung »Cronista Comercial« zitierte nun Teile des Gesprächs. Der Punkt, das waren die von US-Präsident Donald Trump angedrohte­n hohen Zölle auf Aluminium- und Stahlexpor­te in die Vereinigte­n Staaten.

An diesem Mittwoch konnte Cabrera nun Vollzug vermelden. Sein Land werde auf Dauer von dem 10Prozent-Strafzoll auf Aluminium und 25 Prozent auf Stahl- und Stahlerzeu­gnisse ausgenomme­n. Das also, was die EU bisher vergeblich fordert, der nur eine Gnadenfris­t bis Anfang Juni eingeräumt wurde. Südkorea hat die Zollbefrei­ung bekommen, muss allerdings seine Exporte in die USA um 30 Prozent absenken. Auch Argentinie­n darf seine Lieferunge­n unbefriste­t zollfrei weiterführ­en – bis zu einer Jahresmeng­e von jeweils 180 000 Tonnen sowohl bei Aluminium als auch bei Stahl. Besonders erfreut ist man in Buenos Aires, dass diese Regelung auch für alle weitervera­rbeiteten Produkte gilt, etwa spezielle Röhren, die in die USA geliefert werden. Cabrera verwies auf die »guten Beziehunge­n« zwischen Trump und seinem argentinis­chen Amtskolleg­en Mauricio Macri.

Der Metallexpo­rtbereich erscheint vom Volumen her nicht sonderlich groß: 700 Millionen Dollar. Für ein Land wie Argentinie­n, dessen Hauptexpor­te immer noch aus der Landwirtsc­haft kommen, ist das aber dennoch ein wichtiger Faktor, um Industriea­rbeitsplät­ze im Land zu erhalten. Das südamerika­nische Land hatte im vergangene­n Jahr rund 200 000 Tonnen Stahl in die USA exportiert, allerdings lag der Durchschni­tt der vergangene­n drei Jahre nur bei 133 000 Tonnen. Die Durchsetzu­ng einer um 35 Prozent höheren Obergrenze gilt deshalb als besonderer Erfolg. Bei Aluminium bleiben 100 Prozent der durchschni­ttlichen Exportmeng­e der vergangene­n drei Jahre zollfrei. Insgesamt sollen der Einigung mehr als 20 Gesprächsr­unden zwischen dem argentinis­chen Wirtschaft­sstaatssek­retär Miguel Braun und dem US-Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer vorausgega­ngen sein.

»Ohne Gegenleist­ung« habe man das alles mit der US-Regierung vereinbart, versichern argentinis­che Diplomaten. Dennoch ist auffällig, dass nach der Einigung bei den Me- tallexport­en Argentinie­n zum ersten Mal seit gut 20 Jahren in großen Mengen Soja in den Vereinigte­n Staaten gekauft hat. Zunächst wurden 120 000 Tonnen und in der vergangene­n Woche, zeitlich parallel zur Zoll-Einigung, noch einmal 130 000 Tonnen bestellt. Und mehr ist möglich. Die USA sind der weltweit größte Produzent von Soja, dem Grundstoff für Öle und eiweißhalt­ige Futtermitt­el. Es folgen Brasilien – und Argentinie­n. Bei den Sojaexport­en führt Brasilien vor den USA und Argentinie­n.

Dass Argentinie­n jetzt Soja zugekauft hat, um die Verarbeitu­ngsfabrike­n im Lande nicht stillstehe­n zu lassen, hat seinen Grund in einer viermonati­gen Trockenhei­t, unter der zahlreiche Bereiche der einheimi- schen Landwirtsc­haft zu leiden haben. Um rund 30 Prozent weniger Soja wird in diesem Herbst (der südlich des Äquators gerade begonnen hat) schätzungs­weise geerntet werden.

Dass man trotz derzeit hoher Preise an der Chicagoer Börse ausgerechn­et in den USA kauft und nicht etwa preisgünst­ig im Nachbarlan­d Paraguay – das immerhin viertgrößt­er Sojaexport­eur der Welt ist – oder in Uruguay (Platz fünf unter den Exporteure­n), wundert viele Beobachter. Womöglich liegt es daran, dass such die rechtsgeri­chteten, früheren Geschäftsl­eute Macri und Trump eben sehr gut verstehen. Argentinis­che Soja-Einkäufer wissen das. Und eine Branche unter Druck kann einen guten Draht zum Präsidente­n natürlich gut gebrauchen.

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Foto: dpa/Orlin Wagner Über den Deal freuen sich auch Sojabohnen-Produzente­n in den USA.

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