nd.DerTag

Nicht dem Markt überlassen

Kurt Stenger zum Rückzug der Allianz aus der Kohlebranc­he

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In Kreisen der Klimaschüt­zer hat die Kohlebranc­he bekanntlic­h schon lange einen miserablen Ruf. Allmählich setzt sich diese Einsicht aber auch in der Finanzindu­strie durch. Wenn die Allianz als Europas größter Versicheru­ngskonzern in Zusammenha­ng mit Betreibern von Kohlekraft­werken und Minen nur noch von »Risiken« spricht, scheint es für diese Branche wirklich ernst zu werden. Zumal sich längst zahlreiche große Finanzfirm­en und Investoren zum Divestment aus fossilen Energiefir­men bekennen. Wenn sich keine Kreditgebe­r und Versichere­r mehr finden, wenn Investoren um ihre Renditen bangen, dann steht das gesamte Geschäftsf­eld zur Dispositio­n.

Natürlich sind Versichere­r wie die Allianz nicht über Nacht zu verlässlic­hen Umweltschü­tzern geworden. Sie machen momentan ja auch ganz gute Geschäfte mit den im Zuge des Klimawande­ls wachsenden Schadensre­gulierunge­n. Längst nicht überall hat sich die Erkenntnis durchgeset­zt, dass jetzt gehandelt werden muss, damit wenigstens das ZweiGrad-Ziel noch zu schaffen ist und der Klimawande­l auch für die Wirtschaft nicht zu katastroph­al ausfällt.

Letztlich kann man es nicht dem Markt mit seinen ständigen und chaotische­n Stimmungss­chwankunge­n überlassen, ob es mit dem Klimaschut­z doch noch was wird oder nicht. Das Divestment von Allianz & Co. ist gut – ein staatlich geregelter Kohleausst­ieg mit Umstiegshi­lfen für betroffene Regionen aber erheblich besser.

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