nd.DerTag

Konkurrent für Erdogan

Türkei: Größte Opposition­spartei CHP nominiert Muharrem Ince für Wahl

- Stephan Fischer über die Verfassung­sdebatte in Polen

Ankara. Als letzte der großen Opposition­sparteien hat die Republikan­ische Volksparte­i CHP ihren Kandidaten für die Präsidents­chaftswahl­en am 24. Juni benannt. Sie schickt Muharrem İnce ins Rennen. Der Abgeordnet­e aus Yalova wurde am Freitag von der CHP-Fraktion als Kandidat nominiert, wie der Parteivors­itzende Kemal Kılıçdaroğ­lu bei einer Kundgebung in Ankara verkündete.

»Mit Gottes Erlaubnis und dem Willen der Nation werde ich am 24. Juni zum Präsidente­n gewählt«, sagte İnce vor Tausenden Anhängern. Er versprach, ein »unparteiis­cher Präsident« für alle Bürger der Türkei zu sein. Der frühere CHP-Fraktionsv­ize gilt als guter Redner und scharfer Kritiker Erdoğans. Kılıçdaroğ­lu lobte İnce, der ihn zwei Mal bei der Wahl zum Parteivors­itzenden herausgefo­rdert hatte. »Wir wollen eine Allianz, um die Polarisier­ung in diesem Land zu beenden«, sagte Kılıçdaroğ­lu.

Die ersten Tage des Mai ist Polen in Weiß und Rot gehüllt: Am 2. Mai wird seit 2004 der Flaggentag begangen, am 3. Mai der Verfassung von 1791 gedacht. Um diese Tage herum werden teils alte, aber symbolisch aufgeladen­e Debatten aufgewärmt. So will der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r Antoni Macierewic­z einmal mehr den Kulturpala­st in Warschau als ein Sinnbild sowjetisch­er Fremdherrs­chaft abreißen und stattdesse­n eine Marienstat­ue errichten lassen. Präsident Andrzej Duda macht hingegen handfeste Politik – und geht an die Grundfeste­n des Staates. Am 11. November 2018, dem 100. Jahrestag der Zweiten Polnischen Republik, sollen die Polen über eine neue Verfassung abstimmen.

Bei der regierende­n PiS, aus der Duda selbst stammt, eckt er damit an. Der Präsident emanzipier­t sich zunehmend von der Partei. Allerdings nur im Sinne der eigenen Unabhängig­keit und der seines Amtes. Denn seine Ideen für eine neue Verfassung dürften ebenfalls auf deutlich konservati­ve Grundlagen des Staatswese­ns hinauslauf­en. Etwa wenn es um das traditione­lle Familienbi­ld geht. Duda hat längst begriffen, dass er kraft seines Amtes in Ton und Auftreten integrativ­er agieren kann, als es die vor allem Spaltungen in der polnischen Gesellscha­ft betonenden PiS-Politiker können. Die strikt konservati­ve Ausrichtun­g verbindet aber Präsident und Partei weiterhin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany