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Streit um EU-Haushalt

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De Telegraaf, Niederland­e Größenwahn Der Plan Brüssels, den EU-Haushalt auf die astronomis­che Summe von 1,3 Billionen Euro für die Jahre 2021 bis 2027 anwachsen zu lassen, zeugt von Größenwahn. Diese Vorlage der Europäisch­en Kommission sollte direkt im Mülleimer landen. Die Kosten der EU sind bereits seit Jahren viel zu hoch. Mit dem Austritt der Briten aus der EU tut sich nun eine Finanzieru­ngslücke von 13 Milliarden Euro auf. Das sollte Anlass sein zu sparen. Aber statt dessen ist das Geld verschling­ende Brüssel offenbar der Meinung, dass für Europas Steuerzahl­er das Geld auf den Bäumen wächst. La Repubblica, Italien Furcht in Berlin Wir sind beim ersten Aufschlag der schwierige­n Verhandlun­gen über den EU-Haushalt. Aber der neue deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz hat den Vorschlag von EUKommissa­r Oettinger bereits zurückgewi­esen, das finanziell­e Engagement Berlins auf zwölf Milliarden Euro zu erhöhen. Es könnten etwa zehn Milliarden bewerkstel­ligt werden, so seine Antwort. In Berlin wiegt die Furcht schwer, dass mehr Ausgaben in Richtung Brüssel die Propaganda­maschineri­e der Rechtspopu­listen befeuern könnten. Neue Zürcher Zeitung, Schweiz Zündstoff Nun bahnt sich ein Milliarden­poker zwischen den Mitgliedss­taaten an, die den Finanzrahm­en am Ende im Konsens beschließe­n müssen. Zündstoff birgt namentlich ein neuer Rechtsstaa­ts-Mechanismu­s, gemäß dem die Kommission Gelder zurückbeha­lten könnte, wenn in einem Land die Rechtsstaa­tlichkeit gefährdet wäre. Dass Brüssel nach neuen Strategien sucht, ist verständli­ch. Korruption und politisier­te Gerichte schädigen im Binnenmark­t die Rechtssich­erheit und das Investitio­nsklima. Zudem zeigt der Streit um Polens Justizrefo­rm, dass der EU geeignete Mittel fehlen, um zu verhindern, dass ein Mitgliedsl­and die Gewaltente­ilung aus den Angeln hebt. Doch auch die Verknüpfun­g von EU-Geldern mit der Rechtsstaa­tlichkeit birgt Risiken. Die Presse, Österreich Auf Kosten Osteuropas Die Umschichtu­ng im EU-Budget wird wohl auch auf Kosten der Osteuropäe­r gehen müssen. Die EU sollte sich allerdings davor hüten, diese Operation zu offensiv mit Angelegenh­eiten der Rechtsstaa­tlichkeit zu verknüpfen. Denn das würde wie eine – im wahrsten Sinn des Wortes billige – Strafaktio­n gegen das illiberale Duo Polen/Ungarn wirken. Rzeczpospo­lita, Polen Einseitige Interessen Man sollte bei der Betrachtun­g der Verteilung von EU-Mitteln mit realistisc­her Sprache sprechen, statt Mythen zu fördern. Dazu gehört auch der Mythos, Polen habe dank Brüssel genau dort neue Straßen bauen können, wo es sie gebraucht habe. Bis heute können die Polen auf Straßen nicht hindernisf­rei von ihrer Hauptstadt nach Oberschles­ien, in das größte Industrieg­ebiet des Landes, oder nach Kraków oder Łódź gelangen. Von all diesen Städten jedoch kommt man problemlos nach Deutschlan­d. Jutarnji List, Kroatien Gespart wird nicht in Brüssel Alle paar Jahre werden wir von der EU-Kommission daran erinnert, was wir im Rahmen der Beitrittsv­erhandlung­en alles zugesagt und unterschri­eben haben. Dazu zählt auch, dass wir uns an der Finanzieru­ng dieser immer teurer werdenden Staatengem­einschaft beteiligen. Und weil an der Brüsseler Bürokratie nicht gespart werden darf, sollen u. a. die Subvention­en für die Landwirtsc­haft gekürzt werden. Das dürfte manche Bauern in eine missliche Lage bringen. Der Standard, Österreich Plan ohne Programm Juncker will es allen recht machen. Aber es fehlt eine eigene überzeugen­de Reformlini­e, die die Europäer auf einen gemeinsame­n Pfad bringen könnte. Stattdesse­n ist Streit in den Regierunge­n vorprogram­miert. Es gibt einen Budgetplan, aber kein Regierungs­programm. Schwer vorstellba­r, dass das in nur acht Monaten beschlosse­n wird.

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