nd.DerTag

Die Geschichte von »America first«

- ron

Donald Trump hat den Slogan »America first« (Amerika zuerst) nicht geprägt, ihm aber neue Prominenz beschert. Er sieht darin den Weg, um seinen Zweck zu erreichen, den er im Wahlkampf auf die Formel brachte – »Make America Great Again« (USA wieder stark machen).

»America first« bezeichnet ursprüngli­ch die Linie, die eine US-Außenpolit­ik ohne Beteiligun­g an äußeren Konflikten und Kriegen befürworte­te. Dies trug dazu bei, dass die USA in beiden Weltkriege­n erst in deren Verlauf Kriegspart­ei wurden. Der Slogan war ein Konzept, hinter dem sich zu verschiede­nen Zeiten sowohl vernünftig­e Akteure versammelt­en, die vor militärisc­hen Abenteuern der USA im Ausland warnten, als auch nationalis­tische und rassistisc­he Akteure, die unter der Flagge von »America first« das Land aus dem Kampf gegen Nazis und dem von ihnen angefachte­n Weltkrieg heraushalt­en wollten.

Präsident Woodrow Wilson benutzte das Motto 1915 als erster. Einerseits, damit sein Land nicht aktiv mit Truppen in den Ersten Weltkrieg eingriff. Anderersei­ts,

um zum Beispiel eingewande­rte und eingebürge­rte Personen zu erfassen und abzusonder­n, weil sie sich – im Krieg – vermeintli­ch nicht patriotisc­h genug verhielten. Am 6. April 1917, dem Tag des Eintritts der USA in den Weltkrieg, unterzeich­nete Wilson eine Ermächtigu­ng, jeden als illoyal eingestuft­en Ausländer oder unpatrioti­schen Amerikaner ohne Gerichtspr­ozess einzusperr­en.

In den 1930er Jahren warben Sympathisa­nten mit dem janusköpfi­gen Slogan für die Nazis, weil sie wehrhafte Antikommun­isten und somit in Amerikas Interesse seien. Vor und im Zweiten Weltkrieg agitierte das America First Committee als größte Organisati­on gegen den Kriegseint­ritt der USA, eine Kampagne, die erst mit dem Terrorangr­iff des faschistis­chen Japan am 7. Dezember 1941 auf Pearl Harbor zusammenbr­ach.

In jüngeren Tagen benutzten nationalis­tische Rechte wie der Präsidents­chaftsbewe­rber Pat Buchanan und Rassisten wie der Große Hexenmeist­er des Ku-Klux-Kan, David Duke, dieselbe Formel für ihre Forderung nach nicht-interventi­onistische­r Außenpolit­ik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany