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Artensterb­en im Viktoriase­e

Die Weltnaturs­chutzunion warnt vor desaströse­n Folgen für zahlreiche Menschen

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Naturschüt­zer warnen vor einem großen Artensterb­en im ostafrikan­ischen Viktoriase­e. Etwa 20 Prozent der untersucht­en Arten, die in und an dem größten See Afrikas leben, seien vom Aussterben bedroht, darunter Fische, Krabben, Libellen und Wasserpfla­nzen, berichtete die Weltnaturs­chutzunion IUCN in Gland (Schweiz).

Für ihren Report hatte die IUCN den weltweiten Gefährdung­sstatus von 651 Arten analysiert, die alle auch im Viktoriase­e-Becken vorkommen. 204 davon seien sogar nur dort zu finden und somit endemisch für diese Region. Von diesen seien sogar 76 Prozent vom Aussterben bedroht.

Im Viktoriase­e gebe es zudem Hunderte Arten von Lebewesen, die bislang noch nicht wissenscha­ftlich beschriebe­n worden seien, sagte Mitautorin Catherine Sayer. »Das Viktoriase­e-Becken ist unglaublic­h reich an einzigarti­gen Arten, die nirgendwo anders auf der Welt zu finden sind«, ergänzte Will Darwall, ein weiterer Autor der Studie. Allerdings werde die Artenvielf­alt des Sees zerstört. Die Auswirkung­en auf die Gemeinden, deren Lebensgrun­dlage der See bilde, könnten desaströs sein.

Die Vielfalt im See ist aus unterschie­dlichen Gründen bedroht. Zum einen verschmutz­en der Studie zufolge Fabriken und Landwirtsc­haft den See. Hinzu kommen Überfischu­ng und sogenannte invasive Arten, Tiere und Pflanzen, deren Ausbreitun­g endemische Arten beeinträch­tigt. Im Viktoriase­e ist etwa die Dickstieli­ge Wasserhyaz­inthe eine Bedrohung, die in den 1980er Jahren in den See gelangte und zeitweise fast zehn Prozent der Wasserober­fläche bedeckte, wie die IUCN erklärt.

Viele der Lebewesen sind der Organisati­on zufolge für die Menschen rund um den See nicht nur eine Quelle für Nahrungsmi­ttel, sondern auch für Medizin und Baumateria­l. Auch der Handel etwa mit Fischen ist demnach wichtig für die lokale Wirtschaft. Nach Angaben der Weltbank sind rund 40 Millionen Menschen direkt oder indirekt auf den See angewiesen. Allein das Fischen auf dem Viktoriase­e sei die Lebensgrun­dlage für etwa drei Millionen Menschen.

Der Viktoriase­e ist mit einer Oberfläche von knapp 70 000 Quadratkil­ometern etwa so groß wie Bayern. Er liegt in den Ländern Uganda, Tansania und Kenia.

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