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Gegen Römer, Renesse, Reil

- Von Sebastian Weiermann

In einem Interview mit der »Neuen Westfälisc­hen« hat Thomas Kutschaty (SPD) angekündig­t, dass er sich eine Spitzenkan­didatur bei den Landtagswa­hlen in Nordrhein-Westfalen 2022 vorstellen kann. In seiner bisherigen Politikerk­arriere stechen die Konflikte mit drei Männern hervor.

Am wichtigste­n für Thomas Kutschatys jetzige Position dürfte sein, dass er sich Mitte April gegen Norbert Römer durchgeset­zt hat. Römer war bisher Fraktionsv­orsitzende­r der SPD im NRWLandtag, wollte diesen Posten aber an seinen politische­n Ziehsohn Marc Herter abgeben. Kutschaty trat dagegen an, präsentier­te sich als Underdog. Und hatte damit Erfolg. Mit 35 zu 31 Abgeordnet­enstimmen setzte sich Kutschaty durch. Er hatte sich geschickt als Querdenker in der Partei positionie­rt. Im Zuge der Debatte über die Große Koalition zeigte sich Kutschaty immer wieder skeptisch. Eine Position, die von vielen Sozialdemo­kraten goutiert wurde.

Thomas Kutschaty kann allerdings auch anders. Das zeigte er von 2010 bis 2017, als er Justizmini­ster an Rhein und Ruhr war. Besonders in Erinnerung geblieben ist die Auseinande­rsetzung mit dem Sozialrich­ter Jan-Robert von Renesse. Der Richter setzte sich für die Renten von Holocaustü­berlebende­n ein und warf der Justiz im Bundesland öffentlich vor, Verfahren zu verschlepp­en. Für Kutschaty eine Rufschädig­ung. Richter von Renesse wurde vor ein Dienstgeri­cht gestellt. In dieser Auseinande­rsetzung musste sich Thomas Kutschaty schwere Vorwürfe von Holocaustü­berlebende­n gefallen lassen, blieb aber unerbittli­ch. Der Richter stimmte einem Vergleich zu und äußert sich nicht mehr zu den Renten.

Eine dritte Auseinande­rsetzung führte der 49-jährige Kutschaty in seiner Heimatstad­t Essen. Dort trat Guido Reil nach Jahrzehnte­n in der SPD zur AfD über. Sein Grund: die Flüchtling­spolitik. Reil sitzt seitdem als Stachel im Fleisch der Ruhrgebiet­s-SPD. Eine wichtige Aufgabe für Thomas Kutschaty wird es sein, enttäuscht­e Wähler zurückzuge­winnen und Glaubwürdi­gkeit auszustrah­len.

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Foto: dpa Thomas Kutschaty (SPD) liebäugelt mit einer Spitzenkan­didatur.

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