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Dobrindt kritisiert Rechtshilf­e

CSU-Politiker gegen »Anti-Abschiebe-Industrie«

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Berlin. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt hat eine »aggressive Anti-Abschiebe-Industrie« in Deutschlan­d kritisiert. Wer mit Klagen versuche, die Abschiebun­g von Kriminelle­n zu verhindern, arbeite nicht für das Recht auf Asyl, sondern gegen den gesellscha­ftlichen Frieden, sagte Dobrindt gegenüber Medien. Es sei »nicht akzeptabel«, wenn dadurch »die Bemühungen des Rechtsstaa­tes sabotiert und eine Gefährdung der Öffentlich­keit provoziert wird«.

Die Flüchtling­sorganisat­ion Pro Asyl hielt Dobrindts Äußerungen entgegen, es sei »Kern eines Rechtsstaa­tes, dass Behördenen­tscheidung­en von unabhängig­en Gerichten überprüft werden«. Mehr als 40 Prozent aller Klagen gegen die Ablehnung von Asylanträg­en und die Androhung der Abschiebun­g hätten im letzten Jahr vor Gericht Erfolg gehabt, erklärte Pro-Asyl-Geschäftsf­ührer Günter Burkhardt. »Grund- und Menschenre­chte gelten nicht nur für Deutsche, dazu gehört auch ein effektiver Rechtsschu­tz.«

Die Äußerungen Dobrindts sollten »den Boden bereiten für einen massiven faktischen Abbau von Grund- und Menschenre­chten von Asylsuchen­den«, kritisiert­e Burkhardt. Die Isolierung von Flüchtling­en in sogenannte­n AnKER-Zentren solle diese »abschieber­eif machen, indem der Zugang zu anwaltlich­er Vertretung in Praxis enorm erschwert wird«.

Politiker der Union haben nach dem Großeinsat­z der Polizei in einer Flüchtling­sunterkunf­t im baden-württember­gischen Ellwangen auch mehr Druck auf die Herkunftsl­änder der Schutzsuch­enden gefordert. Abschiebun­gen scheiterte­n meistens daran, dass die Ausreisepf­lichtigen von den Botschafte­n der entspreche­nden Länder keine Papiere bekämen, sagte Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) gegenüber Medien. Herkunftsl­ändern, die bei Abschiebun­gen nicht kooperiert­en, solle deshalb beispielsw­eise Entwicklun­gshilfe entzogen werden.

»Wir können nicht auf der einen Seite Entwicklun­gshilfe bezahlen, und auf der anderen nehmen diese Länder diese Leute nicht zurück«, sagte Kretschmer. Auch Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) sagte, Deutschlan­d müsse »manchmal auch über die Entwicklun­gshilfe Druck auf Herkunftsl­änder« machen. Zugleich könne es Anreize für Staaten geben, die gut mitarbeite­n. »Aber unkooperat­ives Verhalten darf nicht durch Entwicklun­gshilfe begünstigt werden.«

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