nd.DerTag

Teilerfolg

Kurt Stenger über das Gerangel um Kürzungen bei Siemens

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Um die Zukunft des SiemensWer­ks in Görlitz wurde lange gekämpft – letztlich musste die Konzernfüh­rung nachgeben. Der größte Arbeitgebe­r bleibt – die Erleichter­ung in Sachsen ist verständli­cherweise groß.

Nun könnte man aber auch mutmaßen, dass das Schließung­svorhaben vielleicht nur ein Versuchsba­llon oder Druckmitte­l war. Hauptziel ist nach wie vor, die Forderung der Eigner nach Produktivi­tätssteige­rungen und höheren Gewinnmarg­en zu erfüllen, und das mittels Kostensenk­ungen. Hier zeigen sich die Grenzen der Mitbestimm­ung, wie sie derzeit geregelt ist: Der massenhaft­e Stellenabb­au wird vielerorts kommen, daran zweifelt auch bei der IG Metall niemand ernsthaft. Allerdings werden die Konzernver­antwortlic­hen heftig daran zu knabbern haben, das auch umzusetzen, da betriebsbe­dingte Kündigunge­n ja nun ausgeschlo­ssen sind.

Vor allem sind die ausgehande­lten Eckpunkte ein wichtiger Teilerfolg der Beschäftig­ten und ihrer Interessen­vertreter und das Gerangel darum geradezu ein Lehrstück des Erfolgs: Wenn lautstark an vielen Standorten protestier­t wird und die Beschäftig­ten sich nicht gegeneinan­der ausspielen lassen, wenn gewerkscha­ftlicher Einfluss im Betrieb verankert ist und die Politik auf allen Ebenen Klartext spricht, lässt sich zumindest das Schlimmste verhindern. Das ist natürlich kein Trost für die Beschäftig­ten in vielen kleinen Betrieben, in denen die Führung problemlos durchregie­rt. Aber eine gute Nachricht gerade für das struktursc­hwache Ostsachsen.

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