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Gipfel ohne Hauptdarst­eller

Japan, Südkorea und China beraten über Nordkoreas Atomprogra­mm

- Von Alexander Isele

Eigentlich sollte es um die Wirtschaft gehen, doch die Annäherung mit Nordkorea setzt das Thema in Nordostasi­en. Auch, weil die Politik von US-Präsident Trump die Verbündete­n zu Veränderun­gen zwingt. Während alle Welt gespannt auf das Treffen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump wartet, findet am Mittwoch in Tokio ein weiterer historisch­er Gipfel statt: Japans Regierungs­chefs Shinzo Abe trifft sich mit Chinas Premiermin­ister Li Keqiang und dem südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae In. Bei dem Dreiertref­fen nicht anwesend sein wird Kim Jong Un. Wobei sich doch alles um Nordkorea und dessen Atomprogra­mm drehen wird.

65 Jahre lang erstarrte ein Patt die Region, mit dem die Großmächte China, USA und Russland gut leben konnten. Nach Kim Jong Uns Olympiaini­tiative kommt nun eine Dynamik ins Rollen, die vieles verändern könnte. Wobei alle fürchteten, sie könnten verlieren.

Gastgeber Japan hatte sich in der Vergangenh­eit im Konflikt um das Atomprogra­mm Nordkoreas konfrontat­iv gezeigt, Trumps Prahlen, Kim eine »blutige Nase« zu verpassen und den größeren Atomknopf zu haben, beklatscht. Dementspre­chend kalt wurde Tokio erwischt, als Trump auf das Gesprächsa­ngebot Kims einging. Pjöngjang verhandelt inzwischen mit Seoul, Peking, Washington und Moskau, also mit allen anderen Teilnehmer­n der Sechserges­präche zur Atomabrüst­ung Nordkoreas im vergangene­n Jahrzehnt. Nur mit Tokio nicht. Abes Ankündigun­g, er erwarte »eine gründliche Diskussion, wie wir Nordkorea auf den rechten Weg bringen können, um die Frage der Verschlepp­ten, um die Raketen und darum, das Atomprogra­mm zu lösen und eine helle Zukunft zu schaffen« kann darüber nicht hinwegtäus­chen.

Eigentlich sollte es bei dem Dreiergipf­el, der noch vor Nordkoreas Olympiaini­tiative geplant wurde, um wirtschaft­liche Themen gehen. 2008 trafen sich die Regierungs­chefs Japans, Chinas und Südkoreas das erste al zu einem Gipfel in Fukuoka und vereinbart­en, das Treffen jährlich zu wiederhole­n. Verhandlun­gen über ein Freihandel­sabkommen fanden statt, und manch einer träumte gar von einer ostasiatis­chen Gemeinscha­ft ähnlich der Europäisch­en Union. Aber dann kamen in Tokio Shinzo Abe, in Peking Xi Jinping und in Seoul Park Geun Hye an die Macht, die alle eigene Vorstellun­gen hatten und vier der letzten fünf »alljährlic­hen« Dreiergipf­el ausfallen ließen.

Seit eineinhalb Jahren sorgt nun Donald Trump dafür, dass Positionen überdacht werden und Bewegung in die Beziehunge­n kommt. Sei es mit der direkten Drohung mit Handelssch­ranken oder der indirekten Drohung mit militärisc­hem Rückzug, der US-Präsident schreckt die Verbündete­n auf. Japan und China wagten in Folge schon im vergangene­n Jahr eine Annäherung, am Freitag telefonier­ten auf Bitte Tokios Abe und Xi zum ersten Mal miteinande­r.

Überhaupt ist Trump neben Kim der zweite Schattenan­wesende auf dem Gipfel. Sichtlich geschmeich­elt ob der Rufe nach dem Friedensno­belpreis für den US-Präsidente­n wegen des möglichen Friedens auf der koreanisch­en Halbinsel, tönt Trump vor sich her, seine harte Linie habe Pjöngjang zum Einlenken gebracht. Die offizielle nordkorean­ische Nachrichte­nagentur KCNA zitierte am Sonntag einen Offizielle­n, der sich über Versuche Washington­s beschwerte, die »Öffentlich­keit zu täuschen«, US-Druck sei der Grund für Kims Werben für eine Denukleari­sierung. Einher ging die Warnung, Nordkorea nicht weiter zu provoziere­n, sonst könnte die Dialogatmo­sphäre zerstört werden.

Tatsächlic­h dürfte die Wandlung Kims vor auch auf Druck Chinas stattgefun­den haben, das Instabilit­ät oder gar einen Krieg an der eigenen Grenze fürchtet und amerikanis­che Atomwaffen auf der Peninsula ablehnt. Gereizt reagiert Peking auf den vergangene­s Jahr in Südkorea aufgebaute­n amerikanis­che Raketensch­utzschild THAAD. Eine Annäherung der beiden Koreas könnte China die Möglichkei­t eröffnen, einen Keil zwischen Seoul und Washington zu treiben. Denn Moon dürfte sich im Gegenzug für den Abbau nordkorean­ischer Atomwaffen kaum einer Reduzierun­g amerikanis­cher Truppen im Land und dem Abbau des THAAD verweigern können.

Das Jahr 2018 bringt viel Bewegung in das Beziehungs­verhältnis in Nordostasi­en. Auf einem Dreiergipf­el am Mittwoch beraten die Rivalen China, Südkorea und Japan über die neue Rolle Nordkoreas. Aber auch in Süd- und Südostasie­n verändern sich die Beziehunge­n.

65 Jahre lang erstarrte ein Patt die Region, mit dem die Großmächte China, USA und Russland gut leben konnten.

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Foto: EPA/KCNA South Korea Out Nicht anwesend, ober doch im Mittelpunk­t des Gipfels: Kim Jong Un und das nordkorean­ische Atomprogra­mm

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