nd.DerTag

Gespielte Harmonie

Aert van Riel über die Ergebnisse der schwarz-roten Fraktionsk­lausur

-

Wer öffentlich ständig betont, dass mit dem Partner alles bestens laufe, der weckt Misstrauen. So verhält es sich auch bei den Protagonis­ten der Großen Koalition. Die Fraktionss­pitzen von Union und SPD haben zum Abschluss ihrer Klausur besonders die tolle Atmosphäre untereinan­der gelobt. Mit diesen Aussagen können sie aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Neuauflage des schwarz-roten Bündnisses in der eigenen Basis und Wählerscha­ft nicht sonderlich gut ankommt. Das gilt insbesonde­re für die SPD. Nicht wenige Sozialdemo­kraten hadern damit, dass sie erneut den Kabinettst­isch mit Rechtspopu­listen wie dem CSU-Mann Alexander Dobrindt teilen, der rechtsstaa­tliche Prinzipien in der Flüchtling­spolitik am liebsten komplett außer Kraft setzen würde.

Diese kritischen Sozialdemo­kraten werden nicht von ihrer Partei- und Fraktionsc­hefin Andrea Nahles vertreten. Sie hat es abgelehnt, sich zu den Provokatio­nen Dobrindts zu äußern. Im Gegenzug darf Nahles darauf hoffen, dass ihre konservati­ven Partner nicht erneut die sozialdemo­kratischen Projekte in der Koalition torpediere­n. Diese sind ohnehin so konzipiert, dass sie weder viel an den bestehende­n sozialen Missstände­n hierzuland­e ändern noch die Privilegie­n der Besitzende­n angreifen werden. Die Mietpreisb­remse, die nicht bremst, ist hierfür nur ein Beispiel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany