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Zurückgebe­n, zurückkauf­en

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Die

baden-württember­gische Stadt Weinsberg hat ein Raubkunst-Gemälde aus der Sammlung des von den Nationalso­zialisten verfolgten jüdischen Kunstsamml­ers Max Stern zurückgege­ben – und gleich wieder gekauft. Es handelt sich um »Die Weiber von Weinsberg« des Niederländ­ers Gerrit Claesz Bleker aus dem Jahr 1624, das im Weibertreu-Museum der Stadt hängt. Man sei sehr glücklich, da das Bild ein Kernstück der Sammlung und eng mit der Geschichte Weinsbergs verwoben sei, sagte der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Uwe Grobshäuse­r (CDU). Mit Unterstütz­ung der Kulturstif­tung der Länder, der Ernst-von-Siemens Kunststift­ung und privater Spender konnte die Kommune das Bild für eine »moderate fünfstelli­ge Summe« zurückerwe­rben.

Ursprüngli­ch war die Restitutio­n des Bildes im Herbst in Düsseldorf geplant, anlässlich einer Ausstellun­g über Leben und Arbeit Sterns (1904 – 1987). Er war dort Kunsthändl­er, bis er 1937 unter dem Druck des NS-Regimes floh und später nach Kanada übersiedel­te. Die Stadt Düsseldorf sagte die Stern-Ausstellun­g jedoch ab und begründete dies mit aktuellen Auskunfts- und Restitutio­nsgesuchen in deutschen Museen, was eine Debatte auslöste. Das »Max Stern Art Restitutio­n Project« forscht seit Jahren nach rund 400 Kunstwerke­n aus der Sammlung. Insgesamt 17 Werke wurden bereits restituier­t, also den Erben Sterns zurückgege­ben. Dabei handelt es sich um eine Stiftung, die unter anderem die Hebräische Universitä­t in Jerusalem sowie zwei kanadische Hochschule­n fördert.

Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongre­sses und Vorsitzend­er der Commission for Art Recovery, lobte das Verfahren bei der Rückgabe des Gemäldes als fair. Es sei ein Weckruf an alle staatliche­n und privaten Institutio­nen. Anstatt das Richtige zu tun, drückten viele ein Auge zu oder schauten weg.

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