nd.DerTag

Zurück in der Realität

Deutsches Eishockeyt­eam muss WM-Aus befürchten

- Von Kristina Puck, Herning

Olympiasil­ber war einmalig. Nur zehn Wochen nach dem dramatisch­en Finale von Pyeongchan­g ist das deutsche Eishockey zurück in der Realität und muss bei der Weltmeiste­rschaft in Dänemark nach dem 0:3 am Montagaben­d gegen die USA gar den Absturz in die Zweitklass­igkeit fürchten. Gegen den Außenseite­r Südkorea benötigt die Auswahl von Bundestrai­ner Marco Sturm am Mittwoch dringend Punkte, um die Abstiegsge­fahr zu vermeiden. Nur mit einem Sieg wird auch die theoretisc­he Chance auf das WM-Viertelfin­ale gewahrt. »Wir wussten, dass die WM eine große Herausford­erung wird«, sagte der 39-jährige.

»Es ist auch nicht leicht, durch die vielen Absagen die Chemie in den Reihen zu finden.«

Stürmer Patrick Hager

Der Umbruch im Nationalte­am ist schwierige­r als gedacht, das hat aber auch nachvollzi­ehbare Gründe. Insgesamt 17 Ausfälle durch Rücktritte, Absagen und Verletzung­en musste Sturm verdauen. Dass die Meisterent­scheidung in der Deutschen Eishockey Liga für München erst im siebten Finale gegen Berlin fiel, machte die Zusammenst­ellung des Kaders und die Vorbereitu­ng noch komplizier­ter. »Es ist in letzter Zeit vieles zusammenge­kommen. Es war auch nicht alles so geplant, wie wir aufgestell­t sind«, sagte Sturm. Verbandsch­ef Franz Reindl nannte auch »Erschöpfun­gszustände« als Grund für die Absagen.

Schnell hatte Sturm nach dem größten Erfolg der deutschen Eishockeyg­eschichte vor zu hohen Erwartunge­n gewarnt und auch an die Vergangenh­eit erinnert: 1976 nach Olympiabro­nze war die Bundesrepu­blik Deutschlan­d fast in die B-Gruppe abgestiege­n. Das Wunder von Pyeongchan­g war mit gleich elf Spielern über 30 Jahren gelungen. In Dänemark versucht nun ein Team mit 13 Spielern, die 25 Jahre oder jünger sind, an die Erfolge anzuknüpfe­n. Acht WMDebütant­en hat Sturm eingesetzt, er plant auch für die Zukunft. Das Leistungsg­efälle ist groß, manch ein Spieler stößt an Grenzen.

Deutlich sprach Sturm nach nun drei Niederlage­n in drei Spielen die hohe Fehlerquot­e, die schwache Passqualit­ät und die Schwächen in Unter- und Überzahl an. »Es ist natürlich für Marco auch nicht leicht, durch die vielen Absagen die Chemie in den Reihen zu finden«, erläuterte Olympiatei­lnehmer Patrick Hager. Hätte Deutschlan­d gegen Dänemark und Norwegen im Penaltysch­ießen das glückliche­re Ende für sich gehabt und vier statt zwei Punkte, würde das aber wohl nicht so sehr im Fokus stehen.

Grundsätzl­ich beklagt Sturm den mangelnden Nachwuchs. »Wir haben in der Breite nicht die Qualität wie manch andere Nationen«, sagte der deutsche NHL-Rekordprof­i. Auf den erfahrenen Torhüter Dennis Endras, WM-Held von 2010, verzichtet­e er dagegen freiwillig. Sturm hatte gehofft, mit Philipp Grubauer einen neuen Sieggarant­en in den eigenen Reihen zu haben. Der NHL-Goalie kommt nach dem Einzug mit Washington ins Playoff-Halbfinale jetzt aber auch nicht mehr für eine Nachnomini­erung infrage.

Nach unsicheren Auftritten von Timo Pielmeier ruhen die Hoffnungen auf Niklas Treutle, der beim 0:3 gegen die USA sein WMDebüt gab und herausragt­e. Der Nürnberger Torhüter soll nun auch gegen Südkorea ein Rückhalt sein: »Das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen. Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft auch im nächsten Spiel positiv reagiert«, sagte Sturm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany