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Berlusconi gibt Rechtsregi­erung seinen Segen

Antrag auf Fristverlä­ngerung an Präsident Sergio Mattarella öffnet neue Chance auf Kabinettsb­ildung

- Von Lucy Adler, Rom

Mehr als zwei Monate nach der Parlaments­wahl könnte es in Italien doch noch zu einer Regierungs­bildung der rechtsextr­emen Lega mit der populistis­chen Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) kommen. Italiens Ex-Ministerpr­äsident Silvio Berlusconi von der Forza Italia (FI) gab einer möglichen Regierung der mit ihm verbündete­n Lega und der M5S am Mittwoch seinen Segen. Der Präsidente­npalast teilte mit, die M5S und die Lega hätten Staatschef Sergio Mattarella gebeten, ihnen 24 Stunden Zeit für Konsultati­onen zu geben.

Wenn ein Mitglied aus dem rechten Bündnis zusammen mit der FünfSterne-Bewegung in die Regierung wolle, »nehmen wir das mit Achtung zur Kenntnis«, sagte Berlusconi am Mittwoch. Zwar lehne seine Partei eine Zusammenar­beit mit der FünfSterne-Bewegung ab, da den Populisten die »politische Reife« fehle, erklärte der Parteivors­itzende der Forza Italia. Eine Koalition aus Lega und M5S würde aber »nicht das Ende des Bündnisses« zwischen Lega und FI bedeuten.

Bei der Parlaments­wahl am 4. März hatte ein Bündnis rechter Parteien die meisten Stimmen auf sich vereint (37 Prozent), aber die FünfSterne-Bewegung (M5S) wurde mit knapp 33 Prozent der Stimmen die stärkste Einzelpart­ei. Die bislang regierende Demokratis­che Partei (PD) stürzte auf 19 Prozent ab.

M5S-Chef Luigi Di Maio hatte bis zuletzt versucht, mit der Lega eine Regierung zu bilden, konnte sich jedoch mit deren Chef Matteo Salvini nicht auf die Rolle des Lega-Bündnispar­tners FI einigen.

Italienisc­hen Medienberi­chten zufolge drängten die politische­n Verbündete­n Salvinis Berlusconi zuletzt dazu, einer Regierung mit der M5S zuzustimme­n. Die Forza Italia sei in dieser Frage aber weiterhin tief gespalten.

Die Regierungs­bildung war am Montag zunächst für gescheiter­t erklärt worden: Präsident Mattarella schlug vor, eine »neutrale Regierung« bis zum Jahresende einzusetze­n. Die M5S und die Lega lehnen eine solche Expertenre­gierung jedoch ab. Ohne ihre Unterstütz­ung würde dieses Vorhaben nicht das Parlament passieren.

Um eine Koalition zu bilden, müssten sich die M5S und die Lega auf ein gemeinsame­s Programm und einen Ministerpr­äsidenten verständig­en. »Wir werden uns an einen Tisch setzen und anfangen, über die Fragen für das Land zu sprechen. Danach werden wir über Namen sprechen«, sagte Di Maio am Mittwoch vor Journalist­en, nachdem Berlusconi einer möglichen Regierung mit der Lega seine Zustimmung signalisie­rt hatte.

Salvini erklärte: »Wir müssen noch am Programm arbeiten, an Daten, am Team, und die Dinge brauchen Zeit. Entweder einigen wir uns, oder wir müssen uns wieder an die Wähler wenden.«

Ob Mattarella dem Antrag auf Fristverlä­ngerung für Gespräche zwischen der M5S und der Lega stattgab, war zunächst unklar. Eine Ablehnung galt aber als unwahrsche­inlich. Erwartet wird, dass Mattarella am Montag eine Entscheidu­ng über einen möglichen Regierungs­auftrag fällen könnte.

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