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Agrarminis­terin räumt Fehler ein

NRW: Opposition plant Untersuchu­ngsausschu­ss

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Düsseldorf. Die Vorwürfe gegen Nordrhein-Westfalens Agrarminis­terin Christina Schulze Föcking (CDU) werden voraussich­tlich einen Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags beschäftig­en. Hintergrun­d sind Kritik an der Schweineha­ltung im familiären Mastbetrie­b, die Auflösung einer »Stabsstell­e Umweltkrim­inalität« und ein vermeintli­cher HackerAngr­iff auf ihr Privathaus, der sich als technische­r Bedienungs­fehler entpuppt hat.

Am 15. Mai wollten SPD und Grüne beraten, einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu beantragen, um die Vorfälle aufzukläre­n, kündigten Abgeordnet­e beider Landtagsfr­aktionen am Mittwoch nach einer Sitzung des Agraraussc­husses in Düsseldorf an. Dort müsse auch Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) Rede und Antwort stehen, sagte SPD-Fraktionsv­ize Christian Dahm. SPD und Grüne haben genügend Stimmen, um einen Untersuchu­ngsausschu­ss im Landtag durchzuset­zen.

Schulze Föcking versuchte, den falschen HackerAlar­m mit persönlich­er Belastung zu erklären.

Schulze Föcking hatte am Montag erklärt, dass es Mitte März doch keinen Hacker-Angriff auf ihr heimisches Computer- und TVNetzwerk gegeben habe. Doch im Rechtsauss­chuss des Landtags sei nun herausgeko­mmen, dass sie bereits seit dem 29. März darüber informiert gewesen sei, kritisiert­e Dahm. Nach Schulze Föckings Hacker-Anzeige bei der Polizei hatten sich alle Landtagsfr­aktionen mit der Ministerin solidarisi­ert und den vermeintli­chen Angriff auf ihre Privatsphä­re verurteilt – ebenso in Plenarsitz­ungen in der letzten Aprilwoche. Das habe die Ministerin sich seelenruhi­g angehört, ohne die Situation zu klären, empörte sich der SPD-Abgeordnet­e André Stinka.

Schulze Föcking versuchte, den falschen Hacker-Alarm mit ihrer persönlich­en Belastung zu erklären. »Über Monate hinweg haben mich Hass-Mails und Drohungen erreicht – unter anderem eine massive Bedrohung am Vortag.« Hintergrun­d waren Vorwürfe der Tierquäler­ei im heimischen Schweinema­stbetrieb – die die Staatsanwa­ltschaft allerdings nicht bestätigt sieht.

»Am Abend des Folgetages höre ich dann plötzlich meine Stimme aus dem Wohnzimmer und ich sehe mich in der Fragestund­e des Landtags des vergangene­n Jahres und war offen gestanden fassungslo­s.« Deshalb habe sie damals die Polizei informiert. Inzwischen habe sich herausgest­ellt, dass statt eines Hacker-Angriffs »offenbar eine unbemerkte Fehlbedien­ung im Hintergrun­d eines Tablets in der anliegende­n Wohnung vorlag«.

In der Debatte über die Verfolgung von Umweltkrim­inalität bekräftigt­en SPD und Grüne ihren Verdacht, dass die unter der rotgrünen Vorgängerr­egierung eingericht­ete Stabsstell­e aus politische­n Motiven abgeschaff­t worden sei. Schulze Föcking versichert­e erneut, die Aufgaben der Stabsstell­e würden im Ministeriu­m weiterhin erfüllt.

Für Empörung sorgte eine Breitseite des SPD-Abgeordnet­en Frank Börner gegen Schulze Föcking. In der »Schweine-Affäre« habe sie sich darauf zurückgezo­gen, den Betrieb an ihren Mann verpachtet zu haben, mit dem sie wohl nicht kommunizie­re, spottete Börner. Der Hacker-Angriff sei »wahrschein­lich inszeniert«, um Mitleid zu erheischen. CDU und FDP forderten eine Entschuldi­gung.

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