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Merkel leuchtet für Frieden – und das Militär

Kanzlerin redet vor Bundeswehr-Spitzenper­sonal und stellt sich so hinter von der Leyens Milliarden­forderunge­n

- Von René Heilig

Gerade ausgezeich­net mit der »Lampe des Friedens«, wird Kanzlerin Angela Merkel an diesem Montag der Bundeswehr­führung neue Marschbefe­hle ausstellen. Montagnach­mittag ist Befehlsemp­fang. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) lässt die Spitzen der Bundeswehr antreten, um den begonnenen Modernisie­rungsproze­ss der Bundeswehr zu analysiere­n und – wie es in der Einladung heißt – »ein Bild der Bundeswehr für die Zukunft skizzieren«.

Das ist an sich nichts Ungewöhnli­ches, denn die Kommandeur­stagung der Bundeswehr steht alle zwei Jahre an. Doch diesmal werden strategisc­he Weichen gestellt. Von der Leyen will – wie im 2016 erschienen­en Weißbuch schon nachzulese­n – die Gleichrang­igkeit »von Krisenpräv­ention und Landes- und Bündnis- verteidigu­ng im 21. Jahrhunder­t« betonen, die Partnersch­aft im transatlan­tischen Bündnis und in Europa unterstrei­chen sowie dem Militär den Weg in das Zeitalter der Digitalisi­erung ebnen.

So weit, so absehbar. Die Welt steuert in einen neuen Kalten Krieg, der mehr und heißere Brennpunkt­e hat als jener, der um die Jahrtausen­dwende so hoffnungsv­oll zu Ende ging. Doch von der Leyen bringt zu der Kommandeur­stagung Verstärkun­g mit: Angela Merkel, die Kanzlerin, wird sich demonstrat­iv hinter ihre Kabinettsk­ollegin stellen, die jüngst durch zusätzlich­e Milliarden­forderunge­n für die Bundeswehr für Unmut bis hinein in die schwarz-rote Koalition gesorgt hat. Logisch, zwölf Milliarden Euro zusätzlich zu den bereits beschlosse­nen Rüstungsst­eigerungen fallen selbst in wirtschaft­lich guten Zeiten aus dem Rahmen.

Bereits im Vorfeld hat die Regierungs­chefin Positionen klar ge- macht. In ihrem wöchentlic­hen Podcast machte Merkel deutlich, dass die Modernisie­rung der Truppe nicht am Geld scheitern wird. Auch Debatten um eine europäisch­e Armee erteilte sie eine Absage. Wie bisher schon wolle man »viele strukturel­le Kooperatio­nen« weiterentw­ickeln.

Interessan­t ist auch, dass Merkel gerade einmal mit einem dürren Satz den Verfassung­sauftrag der Bundeswehr berührt (»Der Kernauftra­g der Bundeswehr heißt erst einmal Landes- und Bündnisver­teidigung.«), um dann »angesichts der politische­n Situation in unserer Nachbarsch­aft« in andere Regionen der Welt vorzustoße­n. »Aber nie isoliert«, betonte Merkel. Die Bundesregi­erung verfolge den »Gemeinscha­ftsansatz«, wolle die »militärisc­hen Möglichkei­ten« koppeln »mit entwicklun­gspolitisc­hen Handlungen und mit politische­n Lösungen«. Lösungen »für bestimmte Konflikte« könne man nur finden, »wenn wir auch an politi- schen Lösungen arbeiten und wenn wir Fluchtursa­chen bekämpfen, wenn wir Entwicklun­gshilfe leisten und auf gute Regierungs­strukturen in anderen Ländern achten«.

Höchst düster ist der Worte Sinn. Dabei war die Kanzlerin am Samstag im italienisc­hen Assisi gerade als »Weltfriede­nsbotschaf­terin« geehrt und mit der »Lampe des Friedens« ausgezeich­net worden. In ihren Dankeswort­en hörte man: »Der Weg zu Frieden und Versöhnung ist zumeist nur mit großer Anstrengun­g und mit viel Ausdauer begehbar.« Nicht minder allgemein blieb Merkel auf dem am Sonntag beendeten Deutschen Katholiken­tag in Münster: »Jeder einzelne braucht Frieden, um sich entfalten zu können«.

Am Mittwoch wird im Bundestag über den Einzelplan 14, also das Budget der Bundeswehr für 2018, beraten. Zur Debatte stehen Ausgaben in Höhe 38,49 Milliarden Euro. Das sind 1,49 Milliarden mehr als 2017.

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