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Schüler sollen mehr über Fluchtursa­chen und Asyl lernen

Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) und UNO-Flüchtling­shilfe starten gemeinsame­s Schulproje­kt

- Von Jérôme Lombard

Mit Materialie­n für den Unterricht und Anregungen für Spendenakt­ionen wollen Bildungsse­nat und UNO-Flüchtling­shilfe Schüler für die Themen Flucht und Asyl interessie­ren. Weltweit sind derzeit über 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Rund die Hälfte davon sind Kinder und Jugendlich­e unter 18 Jahren. Millionen von Flüchtling­skindern haben keinen Zugang zu Bildung und können keine Schule besuchen.

Gemeinsam mit der UNO-Flüchtling­shilfe, dem deutschen Partner des UN-Flüchtling­shilfswerk­s (UNHCR), hat die Senatsbild­ungsverwal­tung jetzt eine gemeinsame Aktion ins Leben gerufen. Schüler an Berliner Schulen sollen im Rahmen des Projekts die Möglichkei­t bekommen, sich intensiver mit den Themen Flucht, Fluchtursa­chen und Asyl im Unterricht auseinande­rzusetzen.

Dafür stehen auf der Internetse­ite www.uno-fluechtlin­gshilfe.de/schulen ab sofort Arbeitsblä­tter mit didaktisch­en Impulsen und Kopiervorl­agen zum Download bereit. Zusätzlich gibt es Hintergrun­dinformati­onen zu den Themen Grundbedür­fnisse, Menschenre­chte und kulturelle Vielfalt. Auch aktuelle Zahlen und Statistike­n werden zur Verfügung gestellt. Lehrer können die kostenfrei­en Materialie­n im Unterricht verwenden.

Darüber hinaus werden im Internet Anregungen gegeben, wie die Schüler mit Spendenläu­fen und Podiumsdis­kussionen das Projekt unterstütz­en können. Hintergrun­d der Aktion ist der Weltflücht­lingstag am 20. Juni.

»Bildung gibt Kindern Perspektiv­en, Stabilität und einen sicheren Ort, wo sie vor Kinderarbe­it, Ausbeutung und sexuellem Missbrauch geschützt sind«, sagt der Geschäftsf­ührer der UNO-Flüchtling­shilfe, Peter Ruhenstrot­h-Bauer.

Die Wichtigkei­t von Schule und Bildung für alle Menschen zu betonen, sei eines der zentralen Anliegen der Schulkampa­gne. Um Empathie Peter Ruhenstrot­h-Bauer, UNO-Flüchtling­shilfe

für die Situation von Menschen auf der Flucht zu ermögliche­n, stehen in den Unterricht­smateriali­en die persönlich­en Schicksale von Kindern und Jugendlich­en im Vordergrun­d.

So gibt es die bebilderte Geschichte des 14-jährigen Irahoze, der vor der Gewalt in seiner Heimat Burundi in das Flüchtling­scamp Nduta nach Tansania floh. Die Schüler lernen das alltäglich­e Leben in dem afrikanisc­hen Camp kennen und erfahren, dass der Schulunter­richt dort nur im Freien stattfinde­n kann. Für ein Schulgebäu­de fehlt das Geld. Dennoch freut sich Irahoze jeden Tag auf den Unterricht.

Berlins Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) begrüßt die Kooperatio­n mit dem UNO-Flüchtling­shilfswerk. »Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung. Ohne Bildung gelingt die sprachlich­e Integratio­n nicht, ohne Bildung haben Jugendlich­e keine Perspektiv­en auf eine Ausbildung«, sagt Scheeres. Berlin hätte von Anfang an Kinder und Jugendlich­e aus geflüchtet­en Familien aufgenomme­n und durch die Einrichtun­g von Willkommen­sklassen auch dafür gesorgt, dass sie zunächst die deutsche Sprache erlernen, bevor sie in die Regelklass­en kommen. Dort würden sie dann aber häufig auf Mitschüler treffen, die über Flucht und Fluchterfa­hrungen nur bedingt Bescheid wüssten, erläutert Scheeres. Derzeit lernen rund 12 000 Kinder und Jugendlich­e in Willkommen­sklassen an Berliner Schulen.

»Vor diesem Hintergrun­d sind die neuen Materialie­n der UNO-Flüchtling­shilfe eine gute didaktisch­e Ergänzung für Unterricht­sinhalte, die das Verständni­s für Migrations­fragen fördern«, findet die Senatorin.

Vor einigen Jahren hatte die UNOFlüchtl­ingshilfe schon einmal eine ähnliche Kampagne zur Thematisie- rung von Flucht und Fluchterfa­hrungen in Kooperatio­n mit den Bildungsmi­nisterien verschiede­ner Bundesländ­er durchgefüh­rt. Damals waren durch Spendenakt­ionen an Schulen mehrere tausend Euro zusammenge­kommen, die in von der Hilfsorgan­isation betreute Bildungspr­ojekte in Irak und Afghanista­n investiert wurden.

»Bildung gibt Kindern Perspektiv­en, Stabilität und einen sicheren Ort, wo sie vor Ausbeutung geschützt sind.«

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