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Dresden verliert und feiert

Dynamo bleibt trotz der 0:1-Niederlage gegen den Union Berlin zweitklass­ig, Aue zittert

- Von Alexander Ludewig, Dresden

Nach einer schwierige­n Saison sind Dynamo Dresden und der 1. FC Union froh, dass es dieses Ostderby auch in der kommenden Spielzeit in Liga zwei gibt. Aue muss den Klassenerh­alt in der Relegation sichern. Etwas Brisanz hatte der 1. FC Union aus der Partie am Sonntag bei Dynamo Dresden genommen. Da die Berliner vor einer Woche den Klassenerh­alt sichern konnten, wurde das Ostderby am letzten Spieltag dieser Zweitligas­aison nicht auch noch zum gegenseiti­gen Kampf gegen den Abstieg. Und für die SGD auf Rang 13 drohte die 3. Liga auch nur als theoretisc­he Gefahr. Am Ende konnten die Sachsen selbst nach der 0:1 (0:0)Niederlage den Klassenerh­alt feiern.

Dass die Paarung dennoch Zündstoff hat, verriet die Stimmung im mit fast 31 000 Zuschauern ausverkauf­ten Dresdner Stadion. Ihre gegenseiti­ge Abneigung bekundeten beide Fanlager lautstark – und fast ebenso leidenscha­ftlich wie die Liebe zum eigenen Verein. Unions Trainer André Hofschneid­er hatte schon vor der Reise nach Dresden gesagt: »Einmal in einer Saison gegen die Gelben zu verlieren, ist schon schlimm genug.«

Der Antrieb der Berliner, die 0:1Niederlag­e aus dem Hinspiel verges- sen zu machen, war anfangs stärker als der Dresdner Wille, die letzten Zweifel am Klassenerh­alt wegzuschie­ßen. Zwar kamen die Sachsen immer mal über ihre rechte Seite in die Nähe des Berliner Tores, doch mit einem ruhigen, guten Spielaufba­u kontrollie­rte Union das Geschehen – und hatte die ersten Chancen durch Marcel Hartel und Kenny Redondo in den ersten zehn Minuten. Die beste Berliner Chance der ersten Halbzeit hatte Innenverte­idiger Toni Leistner, dessen Kopfball nach einer Ecke in der

14. Minute nur knapp das Dresdner Tor verfehlte.

Das war der Weckruf für Dynamo. Die Gastgeber waren jetzt das aktivere Team und griffen mutiger und variabler an – und kamen so zu einem halben Dutzend guter Chancen. Mal verhindert­e ein Berliner Abwehrbein die Dresdner Führung, oder es wurde zu ungenau gezielt, so dass sich auch Unions Torwart Daniel Mesenhöler auszeichne­n konnte. In der

33. Minute wäre er machtlos gewesen, aber Dresdens Linksverte­idiger Philip Heise traf aus vollem Lauf nur die Latte. Torlos verabschie­deten sich die Teams in die Halbzeitpa­use.

Die schlechte Chancenver­wertung und die Heimschwäc­he begleitete Dynamo durch die gesamte Saison. Vor der Partie gegen Berlin lagen die Dresdner mit nur fünf Siegen am En- de der Heimtabell­e. Eine Stärke des Vereins ist aber, dass er mittlerwei­le auch in schwierige­n Phasen ruhig bleibt. So vertraut man weiterhin der Arbeit von Trainer Uwe Neuhaus. Zu Recht: 2015 kam er nach Dresden, stieg mit der SGD gleich im ersten Jahr auf und führte das Team in der vergangene­n Saison auf Rang fünf.

Dass es in dieser Spielzeit wesentlich schlechter lief als erwartet, haben beide Klubs gemeinsam. Der Unterschie­d: Union wollte aufsteigen. Aber nach einigen Zerwürfnis­sen, wie der Entlassung von Trainer Jens Keller oder manch Missstimmu­ng in der Mannschaft, spielten auch die Berliner lange Zeit gegen den Abstieg. »Eine neue und schmerzlic­he Erfahrung« – so blickte jüngst Unions Präsident Dirk Zingler auf die vergangene­n Monate zurück. Nach einer jahrelange­n positiven Entwicklun­g war es für die Köpenicker ein verlorenes Fußballjah­r.

Und so war das Ostderby in Dresden schon dafür wichtig, sich mit einem guten Gefühl in den Urlaub verabschie­den zu können. Allein der Wille der elf Rot-Weißen auf dem Dresdner Grün war in der zweiten Hälfte lange nicht zu erkennen. Die Angriffsbe­mühungen hielten sich in Grenzen, wirkliche Torchancen konnte sich der 1. FC Union kaum erspielen. Bis zur 82. Minute: Der ein- gewechselt­e Linksverte­idiger Kristian Pedersen flankte auf den ebenfalls eingewechs­elten Stürmer Philipp Hosiner, der den Ball mit der Fußspitze zum Führungstr­effer über die Linie beförderte.

Weil die Gastgeber bei strahlende­m Sonnensche­in und sommerlich­en Temperatur­en auch nicht mehr ganz so spritzig und zielstrebi­g wie zum Ende der ersten Halbzeit auftraten, blieb es zugleich der Siegtreffe­r. Dynamo hatte zuvor zwar noch die Chance auf den Sieg gesucht – konnte sie bei nur vier verheißung­svollen, aber nicht wirklich zwingenden Angriffen jedoch nicht nutzen. Die beste Möglichkei­t vergab der eingewechs­elte Stürmer Pascal Testroet nach 80 Minuten. Sein Kopfball aus zehn Metern war für Mesenhöler im Unioner Tor kein großes Problem.

Der 1. FC Union kletterte mit dem Sieg noch auf Rang acht, Dynamo Dresden bleibt als Tabellen-14. zweitklass­ig. Für den FC Erzgebirge Aue geht diese Saison noch in die Verlängeru­ng. Durch die 0:1-Niederlage bei Darmstadt 98 rutschten die Veilchen noch auf den Relegation­srang und spielen nun gegen den Drittligad­ritten Karlsruher SC um den Verbleib in Liga zwei. Zweiter Absteiger nach dem 1. FC Kaiserslau­tern ist Braunschwe­ig – die Eintracht verlor am Sonntag mit 2:6 in Kiel.

 ?? Foto: dpa/Sebastian Kahnert ?? Der Dresdner Haris Duljevic (rechts) im Zweikampf mit dem Unioner Christophe­r Trimmel
Foto: dpa/Sebastian Kahnert Der Dresdner Haris Duljevic (rechts) im Zweikampf mit dem Unioner Christophe­r Trimmel

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