nd.DerTag

Geschenk mit Botschaft

- Alexander Isele über Trumps Verspreche­n in Nahost

Rechtzeiti­g zum 70. Jahrestag kam dann auch Trumps persönlich­es Geschenk an Israel (sowie die Einlösung eines Wahlverspr­echens): Die Verlegung der USamerikan­ischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Rechte in Israel frohlockte, feierte gar die Schaffung einer neuen Weltordnun­g, wie es Jerusalems Bürgermeis­ter Nir Barkat formuliert­e.

Zu seinem Amtsbeginn tönte Trump, den Konflikt in Nahost zu lösen, und entsandte seinen Schwiegers­ohn und Berater Jared Kushner. Werden beide Aussagen zusammenge­nommen – ich erkenne Jerusalem als Hauptstadt an und löse den Konflikt – dann bleiben zwei Möglichkei­ten. Entweder Trump glaubt, nur eine realistisc­he Betrachtun­g der Machtverhä­ltnisse vor Ort könne die jahrzehnte­alte Blockade im Heiligen Land lösen; oder Trump meint mit »Lösung« nur eine Lösung für Israel.

So oder so, an die Palästinen­ser sendet Trump eine andere Botschaft: Eure Interessen zählen nicht. Es sind diese Nichtbeach­tung und das Schaffen vollendete­r Tatsachen, die Hunderttau­sende Menschen in Gaza und im Westjordan­land auf die Straße treiben. Und die die Wut zum Überkochen bringen. Manchmal kann ein frischer Wind, eine neue Herangehen­sweise Blockaden lösen. Aber dazu müssen beide Seiten mitgenomme­n werden. Doch das tut Trump nicht. An Israel gerichtet löst Trump seine Verspreche­n ein. Für die Palästinen­ser ist sein Gerede von der Lösung des Konflikts ein tragischer Verspreche­r.

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