nd.DerTag

Uneinige Opposition stärkt Maduro

Boykottauf­ruf wird nur von Teilen mitgetrage­n

- Tla

Er hat es nicht leicht. Gebetsmühl­enartig wiederholt der opposition­elle Präsidents­chaftskand­idat Henri Fálcon, dass laut Umfragen 80 Prozent der venezolani­schen Bevölkerun­g Amtsinhabe­r Nicolás Maduro ablehnten. In Zeiten der tief greifenden Wirtschaft­skrise und Hyperinfla­tion sollte es für den ehemaligen Gouverneur des Bundesstaa­tes Lara demnach ein Einfaches sein, die Präsidents­chaftswahl am kommenden Sonntag zu gewinnen. Dennoch gilt Maduro als Favorit – denn die Opposition ist gespalten.

Um deren derzeitige Schwäche auszunutze­n, ließ die Regierung den Wahltermin mittels der von ihr kontrollie­rten Verfassung­gebenden Versammlun­g von Dezember auf Mai vorziehen. Verhandlun­gen zwischen den beiden großen politische­n Lagern über den Termin und die Bedingunge­n der Wahl waren im Januar gescheiter­t. In den vergangene­n zwei Jahren, als sie politisch noch Oberwasser hatte, forderte die rechte Opposition immer wieder vorzeitige Neuwahlen.

Doch heute ist das rechte Parteienbü­ndnis »Tisch der demokratis­chen Einheit« praktisch zerfallen. Dessen beide prominente­sten Politiker Leopoldo López und Henrique Capriles sind von der Wahl ausgeschlo­ssen, Falcón hat das Bündnis im Streit verlassen. Der Großteil der Opposition setzt nun auf Boykott. Auch die USA, die EU und eine Reihe lateinamer­ikanischer Länder haben angekündig­t, das Ergebnis nicht anzuerkenn­en.

Henri Falcón hingegen sieht dies als schweren Fehler an. Von den insgesamt vier Kandidaten werden nur Maduro und ihm reelle Siegchance­n zugerechne­t. Als früherer Anhänger des 2013 verstorben­en Hugo Chávez kann sich Fálcon zwar als Kandidat der Mitte positionie­ren. Tatsächlic­h stößt er aber in beiden politische­n Lagern auf Skepsis. Im schleppend verlaufend­en Wahlkampf wirbt er unter anderem damit, den USDollar als Zahlungsmi­ttel einführen, die Verstaatli­chungen der vergangene­n Jahre auf den Prüfstand stellen und den Erdölkonze­rn PDVSA für privates Kapital öffnen zu wollen. Bisher ist unklar, ob die opposition­elle Basis den Boykott am Wahltag mittragen wird. Im Gegensatz zu Falcón kann Maduro, der die Lösung der wirtschaft­lichen Probleme für nach der Wahl verspricht, auf eine eingespiel­te Maschineri­e zur Mobilisier­ung zurückgrei­fen.

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