nd.DerTag

Rechte Petentin

- Von Robert D. Meyer

Am Mittwochmo­rgen strahlte Vera Lengsfeld Optimismus aus. Zumindest wirkt dies auf einem Foto so, dass die im früheren Leben als DDR-Bürgerrech­tlerin bekannte Politikeri­n gemeinsam mit dem Publiziste­n Henryk M. Broder und dem Referenten von Alexander Gauland, Michael Klonovsky, an der U-Bahnstatio­n am Berliner Reichstag zeigt. Ob die 66-Jährige da wusste, dass ihr Treffen mit dem Vorsitzend­en des Petitionsa­usschuss des Bundestags, Marian Wendt (CDU), nicht mehr als ein PR-Termin in eigener Sache sein würde? Vermutlich schon. Lengsfeld gehörte dem Hohen Haus 15 Jahre an, ganz kurz für die Grünen, viel länger aber für die CDU. Insofern müsste ihr geläufig sein, dass der Parlaments­betrieb gewissen Regeln folgt, an die sich auch jemand halten muss, der glaubt, im Namen des Volkes zu handeln.

Aus selbigen haben etwa 165 000 Menschen, also etwa 0,2 Prozent der Gesamtbevö­lkerung hierzuland­e, die sogenannte Erklärung 2018 unterschri­eben. Das nur zwei Sätze umfassende neurechte Kurzpamphl­et imaginiert eine »illegale Masseneinw­anderung« nach Deutschlan­d, an dessen Grenzen die rechtsstaa­tliche Ordnung wiederherg­estellt werden müsse. Lengsfeld und ihre Unterstütz­er hofften, ihr Anliegen »zeitnah vor dem Petitionsa­usschuss in öffentlich­er Sitzung erläutern zu können«. Pech für die selbsterkl­ärten Volksvertr­eter: Den formalen Anforderun­gen für eine offizielle Petition an den Bundestag genügt der Aufruf nicht.

Selbige müsste über die eigens vom Bundestag bereitgest­ellte Plattform erfolgen, auf der sich jeder anständige Patriot erst registrier­en muss, bevor er für irgendetwa­s unterschre­ibt, was später vom Petitionsa­usschuss behandelt werden soll – vorausgese­tzt es kommen 50 000 Unterschri­ften zusammen. Sprich: Die Petentin Lengsfeld muss nun noch einmal ganz von vorne beginnen.

Mit Neuanfänge­n kennt sie sich aus: Ihre politische Karriere in der CDU endete endgültig, als sie 2009 noch einmal erfolglos als Direktkand­idatin versuchte, in den Bundestag zurückzuke­hren. Von da an begann ihre Annäherung an völkisch-nationale Positionen.

 ?? Foto: dpa/Paul Zinken ?? Vera Lengsfeld wendet sich immer stärker AfD-Positionen zu.
Foto: dpa/Paul Zinken Vera Lengsfeld wendet sich immer stärker AfD-Positionen zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany