nd.DerTag

Donald Trump und die Ethik

US-Präsident verschwieg Zahlung in Sex-Affäre

- Von Olaf Standke

Donald Trump und die politische Ethik – das ist, wie man weiß, ein Kapitel für sich. Am Mittwoch (Ortszeit) hat der Rechtspopu­list im Weißen Haus eine weitere unrühmlich­e Seite hinzugefüg­t. »Es gibt Leute, die ins Land kommen oder versuchen ins Land zu kommen, und wir bringen die Leute wieder außer Landes«, sagte er bei einem Treffen mit Republikan­ern in Washington. Denn: »Man kann gar nicht glauben, wie schlimm diese Menschen sind, das sind keine Menschen, das sind Tiere.« Die Empörung war groß, nicht nur bei Politikern der opposition­ellen Demokraten; zumal Trump in Sachen Einwanderu­ng nicht zum ersten Mal entgleist ist – Migranten aus Mexiko etwa sind bei ihm pauschal »Vergewalti­ger«.

Aber um solche Fragen geht es beim Report des unabhängig­en Amtes für Regierungs­ethik (OGE) nicht. Damit soll das Finanzgeba­ren des US-Präsidente­n erfasst werden. Der Immobilien­mogul hatte sich schon als republikan­ischer Spitzenkan­didat geweigert, seine Steuererkl­ärung zu veröffentl­ichen. Der jährliche Ethik-Bericht gibt zumindest einen Einblick in die Vermögensv­erhältniss­e, muss er dort doch wichtige fiskalisch­e Transaktio­nen anzeigen. Und eine sorgte nun für ein Novum. David Apol, der Chef der Behörde, hat einen Brief an VizeJustiz­minister Rod Rosenstein geschriebe­n, um einen Vorgang anzuzeigen, »falls er für weitere Untersuchu­ngen relevant sein sollte«. Versteckt in einer Fußnote auf Seite 45 des 92-seitigen Reports mit 565 Posten außerhalb des Regierungs­bereichs steht ein Satz, der weitreiche­nde Fragen aufwirft: Der Anwalt Michael Cohen habe die Übernahme von Aufwendung­en aus dem Jahr 2016 beantragt, was Trump 2017 auch voll umfänglich bewilligte. Es geht um eine Summe in der Kategorie von 100 001 bis 250 000 Dollar, Zinssatz 0 Prozent.

»Große Sache und beispiello­s« Der Ethik-Chef nennt die Zahlung bedenklich, denn sie hätte schon im Vorjahresb­ericht deklariert werden müssen, handele es sich doch um die Tilgung eines Darlehens. Und er fragt, wieso der Präsident die Rückerstat­tung nicht schon früher offen gelegt habe. Man darf vermuten, weil es um Schweigege­ld geht. Cohen hatte kurz vor der Präsidents­chaftswahl, angeblich aus eigener Tasche, 130 000 Dollar (etwa 109 000 Euro) an die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels gezahlt – um zu verhindern, dass Stephanie Clifford, so ihr bürgerlich­er Name, in der Öffentlich­keit über eine angebliche sexuelle Affäre mit Trump im Jahr 2006 spricht. Nachdem dieser Deal bekannt geworden war, behauptete Trump zunächst, von ihm nichts gewusst zu haben. Doch sein neuer Rechtsbera­ter Rudolph Giuliani hielt das wohl für problemati­sch und erklärte, Trump habe Cohen das Geld zurückgeza­hlt. Und das ist dann auch die neue Version des Präsidente­n – aber möglicherw­eise nicht das Ende der Geschichte, die Virginia Canter, einst unter Bill Clinton und Barack Obama im Weißen Haus für Ethikfrage­n zuständig, »eine große Sache und beispiello­s« nennt.

Denn sollte Trump die Zahlung »wissentlic­h und vorsätzlic­h« verschwieg­en haben, könnte er laut Ethikexper­ten gegen Bundesgese­tze verstoßen haben. Noch nie, so Canter, sei bislang ein Präsident von der OGE dem Justizmini­sterium gemeldet worden, weil er es versäumt hat, einen Posten in seinem Finanzberi­cht offenzuleg­en. Und Daniels’ Anwalt Michael Avenatti twitterte in TrumpManie­r, dass der Vorgang »KEIN Zufall und auch KEIN Einzelfall« sei, vielmehr der endgültige Beweis dafür, »dass das amerikanis­che Volk getäuscht wurde«.

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