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EU für Beibehaltu­ng des Iran-Deals

Teheran fordert dafür praktische Lösungen

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Sofia. Nach der Abkehr der USA vom Atomabkomm­en mit Iran halten die 28 EU-Staaten geschlosse­n dagegen. Die Staatsund Regierungs­chefs waren sich bei ihrem Treffen in Sofia am Mittwochab­end nach Angaben von Diplomaten einig, an dem Vertrag festzuhalt­en, solange Iran das auch tut. Damit geht die EU auf Konfrontat­ionskurs zu USPräsiden­t Donald Trump.

Gipfelchef Donald Tusk hatte Trumps Kurs vor dem Treffen scharf kritisiert und eine »geschlosse­ne europäisch­e Front« dagegen verlangt. »Wenn man sich die jüngsten Entscheidu­ngen von Präsident Trump ansieht, könnte man denken: »Mit solchen Freunden, wer braucht da noch Feinde?«, sagte Tusk.

Die EU-Kommission erklärte in Brüssel, sie könnte im Notfall ein älteres Gesetz zur Abwehr von USSanktion­en reaktivier­en, das sogenannte Blocking Statute. Damit könnte es europäisch­en Unternehme­n unter Strafe verboten werden, sich an die US-Sanktionen gegen den Iran zu halten. Gleichzeit­ig würde es regeln, dass die europäisch­en Unternehme­n für etwaige Verluste entschädig­t werden. Damit würde die Handelskri­se zwischen den USA und der EU aber noch verschärft.

Im Handelsstr­eit will die EU die USA mit Zugeständn­issen locken. Falls die EU auf Dauer von den angedrohte­n US-Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium ausgenomme­n werde, sei die EU bereit, »darüber zu sprechen, wie wir reziprok die Barrieren für den Handel reduzieren«, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Donnerstag bei einem Treffen mit ihren EUKollegen in der bulgarisch­en Hauptstadt Sofia. Nach früheren Angaben von Diplomaten geht es unter anderem um eine weitere Öffnung der europäisch­en Märkte für amerikanis­ches Flüssiggas.

Iran fordert im Atomstreit von der EU praktische Lösungen und nicht nur Lippenbeke­nntnisse. »Das Treffen mit der EU in Brüssel war nur eine positive politische Botschaft und ein guter Anfang – der aber reicht nicht aus«, sagte Außenminis­ter Mohamed Dschawad Sarif nach Angaben der Teheraner Zeitung »Etemad« vom Donnerstag. Teheran müsse sich ja letztendli­ch entscheide­n, ob es sich lohne, im Wiener Atomabkomm­en von 2015 zu bleiben oder nicht. »Dafür brauchen wir logischerw­eise praktische Maßnahmen, die wir der Führung in Teheran vorweisen können damit die sich dann entscheide­n«, sagte der iranische Chefdiplom­at. »Iran ist natürlich nicht so blauäugig zu glauben, dass die EU wegen Iran ihre Beziehunge­n zu den USA in Gefahr bringen würde«, sagte Sarif.

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