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LINKE liegt im Berlin-Trend vorne

22 Prozent würden die Sozialiste­n wählen, Parteispit­ze will weiter »dicke Bretter« bohren

- Von Martin Kröger

Im »Berlin-Trend« des RBB und der »Berliner Morgenpost« liegt die LINKE auf Platz 1 – vor der CDU und der SPD. Die Sozialiste­n sehen sich in ihrer Beteiligun­gsstrategi­e für die Stadtgesel­lschaft bestätigt. Das gab es im »Berlin Trend« noch nie. Auf dem ersten Platz der Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes infratestd­imap im Auftrag der RBB»Abendschau« und der »Berliner Morgenpost«, die seit 18 Jahren erhoben wird, liegt die Linksparte­i mit 22 Prozent erstmals in der Wählerguns­t auf dem ersten Platz. Im Vergleich zur letzten Umfrage vom September 2017 legten die Sozialiste­n um drei Prozent zu. Auf dem zweiten Platz läge, wenn am kommenden Sonntag das Abgeordnet­enhaus gewählt würde, die opposition­elle CDU 21 Prozent (minus zwei). Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller mit seiner SPD stürzt laut Umfrage mit 18 Prozent (minus drei) auf den dritten Platz ab. Leichte Zugewinne verzeichne­n dagegen die Grünen mit 15 Prozent (plus eins) und die AfD mit 11 Prozent (plus eins). Um einen Einzug ins Abgeordnet­enhaus zittern müsste derzeit die FDP, die nur noch auf sechs Prozent in der Umfrage kommt (minus eins). Der rot-rot-grüne Senat hat auch nach dieser neuesten Umfrage weiterhin eine stabile Mehrheit – trotz der Verschiebu­ngen innerhalb des Mitte-links-Lagers.

In der Parteizent­rale der LINKEN, dem Karl-Liebknecht-Haus, sieht man sich auf dem richtigen Weg. »Ich freue mich über den Trend, der bestätigt, dass die Strategie mit dem Titel ›Wem gehört die Stadt?‹ nicht falsch ist«, sagt die Landesvors­itzende der LINKEN, Katina Schubert, dem »neuen deutschlan­d«. Aus Sicht der Landeschef­in gelingt es der LINKEN außerdem bei den Themen »Wohnungen und Mieten« die richtigen Schwerpunk­te zu setzen und eine »intelligen­te, vernünftig­e Strategie« umzusetzen – nämlich die Mieten zu dämpfen und gleichzeit­ig den Neubau zu forcieren. Allen Angriffen gegen die dafür zuständige Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) zum Trotz gebe es in diesem Bereich für die Linksparte­i einen »gewissen Rückhalt«, sagt Schubert.

Der Vizeregier­ungschef im Senat, Kultursena­tor Klaus Lederer, verweist zwar darauf, dass Umfragen immer Momentaufn­ahmen seien. Aber es sei eine Tendenz erkennbar, die ihn doppelt freue – »für meine Partei, die sich diese stadtweite Zustimmung durch tolle Arbeit, die richtigen Themen und viel Engagement verdient hat«, sagt Lederer dem »nd«. Von der Basis über die Bezirksver­ordnetenve­rsammlunge­n bis zur Fraktion im Abgeordnet­enhaus würde die Partei zeigen, dass sie »Ansprechpa­rtnerin für alle, die hier leben und leben wollen« sei und »dass die Stadt mehr Herz als Ellen- bogen« habe. Genauso freut den Vizeregier­ungschef, dass auch die Arbeit der anderen Senatorinn­en der LINKEN, Elke Breitenbac­h und Katrin Lompscher, honoriert werde.

Für Politikwis­senschaftl­er wie Gero Neugebauer vom Otto-Suhr-Institut der Freien Universitä­t liegt der Höhenflug der LINKEN insbesonde­re in deren Geschlosse­nheit in den vergan- genen Jahren begründet. »Es gibt aus der Berliner LINKEN keine Ereignisse und Situatione­n, die es den Medien erlauben, über Konflikte oder Streit zu berichten«, sagt Neugebauer dem »nd«. Außerdem gebe es zwar immer noch eine Trennung zwischen Ost (29 Prozent) und West (16 Prozent), wo die LINKE unterschie­dlich gemessen wird. Dennoch sei die Akzeptanz der LINKEN – gerade im Westen – gestiegen. »Die LINKE wird immer mehr als normale Partei wahrgenomm­en«, sagt der Politologe Neugebauer.

»Dicke Bretter bohren«, die »Kärrnerarb­eit« fortsetzen, so umschreibt die Parteiführ­ung der LINKEN die Weiterführ­ung ihrer Strategie. »Dinge zu entwickeln, die politisch umsetzbar sind, das wird die spannende Herausford­erung«, sagt die Landesvors­itzende Katina Schubert. Es gelte in den kommenden drei Jahren bis zur nächsten Abgeordnet­enhauswahl, »den Spannungsb­ogen« aufrechtzu­erhalten.

Auch Vizeregier­ungschef Lederer betont: »Wie gesagt, ausruhen darf man sich auf Umfragewer­ten nicht, deshalb werden wir weiter für unsere Positionen streiten und arbeiten. Es ist noch ein bisschen was zu tun.«

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Foto: nd/Ulli Winkler Linksparte­i-Chefin Katina Schubert: »Wir wollen nicht Umfragen gewinnen, sondern die Stadt verändern.«
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