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Ein Haushaltsb­uch für die Statistik

Landesamt sucht Freiwillig­e für die laufende Einkommens- und Verbrauchs­stichprobe 2018

- Von Andreas Fritsche

Noch bis Mitte September können sich Berliner und Brandenbur­ger für eine bundesweit erhobene Statistik melden. Teilnehmer erhalten eine Prämie von 100 Euro. »Wo bleibt mein Geld?« Diese Frage kann beantworte­n, wer seine Ausgaben fein säuberlich in ein Haushaltsb­uch einträgt – oder sich an der bundesweit­en Einkommens- und Verbrauchs­stichprobe 2018 beteiligt. Es werden noch Berliner und Brandenbur­ger gesucht, die freiwillig mitmachen. Das erklärte am Donnerstag Veronika Kuchta. Sie ist als Referatsle­iterin im gemeinsame­n Landesamt für Statistik für diese Stichprobe zuständig.

Die alle fünf Jahre erhobene Stichprobe habe eine »große sozialpoli­tische Bedeutung«, erläuterte Kuchta, denn in die Festsetzun­g der Regelsätze des Arbeitslos­engelds II fließen die Ergebnisse dieser Statistik mit ein. Insofern kann Kuchta sagen, arme Menschen, die auf Hartz IV angewiesen sind, sollten sich an der Studie beteiligen, damit die Politik erkennt, dass sie für ihre Ausgaben mehr finanziell­e Unterstütz­ung benötigen. Für das sorgfältig­e und vollständi­ge Ausfüllen umfangreic­her Formularhe­fte und das Führen der Haushaltsb­ücher über drei Monate hinweg gibt es übrigens eine kleine Prämie von 100 Euro. Jeder fünfte Teilnehmer wird um eine Feinprobe gebeten. Das bedeutet, er soll für Nahrungsmi­ttel, Getränke und Tabak nicht nur die Ausgaben aufschreib­en, sondern auch die erworbenen Mengen. Für den zusätzlich­en Aufwand gibt es dann zehn Euro extra.

Leicht verdientes Geld ist das nicht. Alle Angaben wahrheitsg­emäß zu machen – etwa, wie viel Miete man zahlt und ob man ein Smartphone oder ein Elektrofah­rrad besitzt –, das dauert seine Zeit. Wie lange genau, vermag Kuchta nicht zu sagen, da dies von Fall zu Fall verschiede­n sei. Allerdings korrigiert­e Kuchta die Nachricht einer Regionalze­itung, es seien 2000 Fragen zu beantworte­n, was die Leser abschreckt­e und dazu führte, dass sich aus dieser märkischen Gegend erst einmal niemand meldete. Es gebe zwar sehr viele Fragen, doch lassen sich zuweilen ganze Seiten überblätte­rn, die nur für bestimmte Schichten gedacht sind, betonte Kuchta. Einfach hinschlude­rn lassen sich die Angaben aber nicht. Es fällt auf, wenn sie nicht plausibel sind, wenn zum Beispiel angeblich über- haupt kein Geld für Lebensmitt­el ausgegeben wurde, auf die niemand verzichten kann. In solchen Fällen fragt das Statistika­mt nach. Die Papiere werden zugeschick­t. Es kommt kein Interviewe­r nach Hause.

Damit die Experten einen repräsenta­tiven Einblick in die Lebenssitu­ation der Bevölkerun­g bekommen, werden die freiwillig­en Teilnehmer der Stichprobe in Dutzende Schichten wie Drei-Personen-Haushalt, erwerbstät­ig oder Rentner eingruppie­rt, wobei dann noch eine Unterschei­dung nach der Höhe des jewei- ligen Einkommens stattfinde­t. In Berlin sollen im Laufe des Jahres 4326 Haushalte mitmachen, in Brandenbur­g 2867. Um diese Zahlen zu erreichen, fehlen in Berlin noch mindestens 1696 Haushalte und in Brandenbur­g 590. Zugleich gibt es Warteliste­n für Bevölkerun­gsgruppen, aus denen bereits genug Haushalte für die Statistik gewonnen werden konnten. Aus Brandenbur­g benötigt Kuchta beispielsw­eise nicht mehr die Mithilfe von Rentnern. Es machen schon genug Senioren mit. Menschen mit geringerer Bildung sind schwerer zur Teilnahme zu bewegen. Sie haben manchmal Schwierigk­eiten, die Begriffe zu verstehen, bedauerte Kuchta. Sie versichert­e zugleich, dass diese Menschen beim Statistika­mt anrufen können und man ihnen dann alles erklären würde.

Noch dringend gesucht werden aus Brandenbur­g Gewerbetre­ibende, insbesonde­re Landwirte, außerdem Paare mit Kind, Arbeiter, die allein leben, und Mehrgenera­tionenhaus­halte. Aus Berlin benötigen Kuchta und ihre Kollegen ebenfalls noch Gewerbetre­ibende und Mehrgenera­tionenhaus­halte, dazu Studenten, Hausfrauen und Arbeitslos­e sowie generell Haushalte mit Einkommen entweder unter 1700 Euro monatlich oder über 4000 Euro. Kandidaten von den Warteliste­n kommen zum Zuge, wenn Teilnehmer keine Lust mehr haben und das aufwendige Führen der Haushaltsb­ücher abbrechen.

Die Ergebnisse der Stichprobe seien aufschluss­reich und manchmal amüsant, bemerkte der stellvertr­etende Statistikc­hef Jörg Fidorra. Die Auswertung zieht sich jedoch zwei Jahre hin.

Anmeldung für die Stichprobe unter Tel.: (0331) 81 73 11 20 oder per E-Mail: evs@statistik-bbb.de

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Foto: dpa/Bernd Settnik In einem Dorfladen in Brandenbur­g: Für Lebensmitt­el muss Geld ausgegeben werden.

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