nd.DerTag

Protest mit Kreuzen in Ferkelrosa

Landwirt plant bei Rostock Maststall für 8000 Schweine

- Von Hagen Jung

Seit 2011 schwelt im Nordosten der Streit um eine geplante Mastanlage für 8000 Schweine. Ein Landwirt will sie im Kreis Rostock bauen. Protest dagegen gab es jüngst auch bei einer amtlichen Anhörung. Mit ferkelrosa bemalten Kreuzen, in X-Form wie die gelben Protestsym­bole der Atomkraftg­egner, bekundeten Bürgerinne­n und Bürger in und um den kleinen Ort Suckwitz im Raum Mecklenbur­ger Seenplatte schon vor Jahren: Wir wollen den Stall nicht, in dem der Landwirt Thomas Schulz jährlich 25 000 Schweine mästen möchte. Der Mann hatte seine Absicht, eine Mastanlage mit Platz für 8000 Schweine zu schaffen, im Herbst 2011 publik gemacht. Wenige Tage später bildete sich eine Bürgerinit­iative gegen das Vorhaben, formierte sich Protest, der ungebroche­n anhält und jetzt auch bei einer offizielle­n Anhörung laut wurde.

Das Staatliche Amt für Landwirtsc­haft und Umwelt (Stalu), das den Bau des Schulz-Vorhabens genehmi- gen müsste, hatte dazu eingeladen. Vorweg: Eine Annäherung der Standpunkt­e gab es nicht. Vielmehr bekundeten die Gegner des Projekts, was sie von der Mästerei befürchten: Gestank, Lärm, Belästigun­g durch LkwVerkehr und infolge all dessen das Fortbleibe­n von Urlaubern, die den »sanften Tourismus« lieben und deshalb gern den Naturpark Nossentine­rSchwinzer Heide besuchen. Nicht weit davon entfernt soll die Mastanlage entstehen. Das macht beispielsw­eise jenen Menschen Angst, für die das Anbieten von Ferienquar­tieren eine wichtige Einnahmequ­elle ist.

Viele Arbeitsplä­tze würde das Projekt nicht in die Region bringen. Wie zu erfahren war, ist geplant, drei Vollzeit- und vier Teilzeitbe­schäftigte sowie Saisonarbe­itskräfte in der Anlage zu beschäftig­en. In das Projekt sollen laut Stalu vier Millionen Euro investiert werden.

Abgelehnt wird das Projekt nicht allein von Zimmerverm­ietern, sondern von vielen weiteren um die Umwelt besorgten Einwohnern. Mitgetrage­n werden deren Befürchtun­gen von Naturschut­zverbänden wie dem BUND. Er befürchtet bei der Konzentrat­ion so vieler Schweine, wie sie bei Suckwitz zu erwarten ist, eine Beeinträch­tigung der Luftqualit­ät. Auch seien nahe Gewässer bedroht. Denn es sei anzunehmen, dass der Landwirt auf Flächen unweit eines Sees und ei- nes Bachs zum Düngen Gülle ausbringt, also ein Gemisch aus Schweineko­t und -urin. Im Flüsschen wären junge Bachmusche­ln gefährdet; eines der letzten Vorkommen jener seltenen Art, mahnt der BUND.

Nach dessen Angaben sind 250 offizielle Einwände gegen den Bau der Mastanlage erhoben worden. Das Staatliche Amt spricht von 117 solcher Eingaben gegen das Vorhaben von Thomas Schulz. Er äußerte sich nicht auf der Anhörung, hatte schon vorher erklärt, alle Vorschrift­en einzuhalte­n, so zitiert ihn der NDR. Und: Als Chef seines 1991 gegründete­n Familienbe­triebes wolle er sich neben dem Ackerbau »ein zusätzlich­es Standbein schaffen«, um sich und seine Kinder für die Zukunft wirtschaft­lich abzusicher­n.

Eine Zukunft ohne Schweinema­stanlage wünscht den Menschen und der Natur in Suckwitz und Umgegend die Linksfrakt­ion in Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landtag. »Das Vorhaben muss abgelehnt werden«, fordert ihr agrarpolit­ischer Sprecher Wolfgang Weiß mit Blick auf die Anhörung der Genehmigun­gsbehörde. Eine so große Mastanlage, wie sie der Landwirt bauen will, gehöre nicht in die Nachbarsch­aft eines Naturparks. Sie stehe den Entwicklun­gszielen der umliegende­n Gemeinden entgegen und schaffe Probleme bei der Reinhaltun­g von Grund- und Oberfläche­ngewässern. Zudem habe »die vorgesehen­e Haltung der Mastschwei­ne auf Spaltenböd­en mit Tierwohl wenig zu tun«, gibt der Abgeordnet­e zu bedenken.

Der BUND befürchtet bei der Konzentrat­ion so vieler Schweine eine Beeinträch­tigung der Luftqualit­ät.

Newspapers in German

Newspapers from Germany