nd.DerTag

Skandale im Selbstfahr­modus

- Stephan Fischer zu schlechter Luft und Brüsseler Ohrfeigen

Werbespots für Autos haben oft ein paar Gemeinsamk­eiten: Die beworbenen Produkte sind fast immer allein zu sehen. Und man sieht fast nie den Auspuff. Beides ist eine nahezu groteske Umkehrung der Wirklichke­it: Autos sind meistens viele, stehen fast immer, oft auch noch im Stau. Und sie machen nun einmal Dreck.

Das Auto ist für viele, auch angesichts eines in weiten Teilen der Republik völlig unzureiche­nden Nahverkehr­s, weiterhin unverzicht­bar. Umso schlimmer, dass die Autoindust­rie ihre Produkte weiter als Fetische verkaufen möchte und nicht als Gebrauchsg­egenstände. Aus Sicht der Industrie durchaus verständli­ch: Emotion und Abgasgrenz­wert – Letzteres stört doch Ersteres nur. Die ständigen Rückrufe vieler Hersteller, die immer nur das zugeben, was ohnehin offensicht­lich ist, zeigen, dass vonseiten der Autoherste­ller nichts, aber auch gar nichts zu erwarten ist, was irgendwie mit Appellen an die und Begriffen von Moral zu tun hat.

Für die gesellscha­ftliche Einhegung ausschließ­lich profitgetr­iebener Akteure ist die Politik zuständig. Und deren Akteure geben ein klägliches Bild ab. Auch wenn man den ehemaligen Verkehrsmi­nister Dobrindt mal ganz beiseitelä­sst. Wohlmeinen­d könnte man Angela Merkel Blindflug unterstell­en, wenn ihr nach der Brüsseler Klageankün­digung nur ein »Weiter so« einfällt. Man könnte aber auch meinen, dass ihr Navi fremdprogr­ammiert ist. Nach autonomem Regieren sieht das nicht aus.

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