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Es raunt und sammelt

#fairLand – Neue linke Plattform arbeitet an Gründungsp­apier und einem Namen

- Von Uwe Kalbe

Die Idee einer linken Sammlungsb­ewegung nimmt Gestalt an. Sie könnte #fairland heißen, will keine Partei sein, aber die Massen ergreifen. Vor Monaten stürzten Sahra Wagenknech­t und Oskar Lafontaine die LINKE in Debatten, als sie nach einer respektabe­l bestritten­en Bundestags­wahl eine neue linke Massenbewe­gung zum Ziel erklärten. Mit dem Entwurf eines Gründungsa­ufrufs, der jetzt die Öffentlich­keit erreichte und auch »nd« vorliegt, werden die Vorstellun­gen nun ein wenig konkreter. Auf Nachfrage schränkte Sahra Wagenknech­t, Fraktionsv­orsitzende der LINKEN im Bundestag, allerdings ein, es handele sich bei dem Papier um einen nicht mehr aktuellen Diskussion­sstand, und auch der Name der Bewegung sei nur eine von mehreren Varianten: #fairLand.

Der Begriff spiegelt jedenfalls die Botschaft des Papiers. »Für ein gerechtes und friedliche­s Land« ist es überschrie­ben. Deutschlan­d sei tief gespalten. Für Wohlhabend­e habe sich das Verspreche­n »Europa« erfüllt; »im Gegensatz dazu hat knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerun­g heute weniger Einkommen als Ende der neunziger Jahre«. Es sei eine Lüge, »wenn man uns erzählt, die aktuelle Politik sei im Zeitalter von Globalisie­rung und Digitalisi­erung alternativ­los«. Gerechtigk­eit, Umverteilu­ng, Entspannun­g, Abrüstung – aber auch die linke Debatte über das Verhältnis von Globalisie­rung und Nation scheint auf: »Die Spielräume für die Politik in einzelnen Ländern sind auch heute noch weit größer, als uns eingeredet wird.« Das gelte vor allem für ein so wohlhabend­es und bevölkerun­gsreiches Land wie Deutschlan­d.

In elf Punkten werden Ziele wie die Rückkehr zur Friedenspo­litik Willy Brandts, sichere Arbeitsplä­tze und gute Löhne, aber auch »ein europäisch­es Deutschlan­d in einem geeinten Europa souveräner Demokratie­n, bei Wahrung kulturelle­r Eigenständ­igkeit und mit Respekt vor Tradition und Identität« genannt. An anderer Stelle heißt es, die Flüchtling­s- krise habe in Deutschlan­d zu großer Verunsiche­rung geführt. »Wir lehnen Rassismus und Ausländerf­eindlichke­it ab. Aber wir halten die Art und Weise, wie die Regierung Merkel mit den Herausford­erungen umgegangen ist, für unehrlich und inakzeptab­el. Bis heute werden Städte, Gemeinden und ehrenamtli­che Helfer weitgehend allein gelassen. Viele bereits zuvor vorhandene Probleme wie der Mangel an Sozialwohn­ungen, überforder­te Schulen oder fehlende Kita-Plätze haben sich weiter verschärft. Am Ende leiden vor allem die ohnehin Benachteil­igten.«

Die Akteure der Bewegung bleiben vorerst anonym. Aber es heißt: »Wir gehören unterschie­dlichen Parteien an oder sind parteilos. Aber #fairLand ist keine Mixtur verschiede­ner Parteien und schon gar keine neue Partei. #fairLand ist eine überpartei­liche Bewegung, in die jeder, der ihre Ziele unterstütz­t, sich einbringen kann.« Nach nd-Informatio­nen will die Sammlungsb­ewegung im September an die Öffentlich­keit gehen. Sahra Wagenknech­t hatte im März erklärt, ein erster öffentlich­er Aufschlag solle noch vor der Sommerpaus­e erfolgen.

»#fairLand ist eine überpartei­liche Bewegung, in die jeder, der ihre Ziele unterstütz­t, sich einbringen kann.«

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