nd.DerTag

Rotes Parteibuch, schwarze Politik

Aert van Riel über die Haushaltsp­läne von Finanzress­ortchef Olaf Scholz

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Es war schnell klar, dass die Verhandlun­gserfolge der SPD nicht viel Wert sein werden. Zwar konnte sie der Union während der Koalitions­gespräche das Finanzmini­sterium abtrotzen, aber die Möglichkei­ten für eine sozialdemo­kratische Haushaltsp­olitik sind beschränkt. Im Koalitions­vertrag steht nämlich, dass keine neuen Schulden gemacht werden dürfen. Zugleich haben die Koalitions­partner ausgeschlo­ssen, Steuern für Spitzenver­diener und Vermögende anzuheben. Vielmehr sind durch den Abbau des Solidaritä­tszuschlag­es einmal mehr Entlastung­en geplant, von denen in erster Linie die Besserverd­ienenden profitiere­n werden. Milliarden­beträge werden auch für das Militär verpulvert, obwohl die Bundesrepu­blik von keinem Staat auf dieser Welt direkt bedroht wird. Durch diese Festlegung­en fehlt es im Bundeshaus­halt an Geld für die Bekämpfung von Armut und Wohnungsno­t.

Dem Bürokraten Olaf Scholz war die Rolle auf den Leib geschriebe­n, diese Woche die Haushaltsp­lanungen zu präsentier­en. Zwar muss er kleine Konflikte austragen, weil manche Minister wie Verteidigu­ngsressort­chefin Ursula von der Leyen Maximalfor­derungen an ihn stellen, aber insgesamt kann sich die Union glücklich schätzen, dass die SPD einen solchen Finanzmini­ster ausgesucht hat. Für diejenigen, die sich für eine Linkswende bei den Sozialdemo­kraten einsetzen, ist das Wirken von Scholz hingegen eine Katastroph­e.

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