nd.DerTag

Jerusalem und Gaza

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Zuverlässi­ger Verbündete­r

60 tote Palästinen­ser und mehrere hundert Verletzte – das ist die traurige Bilanz der Demonstrat­ionen. Immer wieder gab es am Jahrestag der Vertreibun­g der Palästinen­ser Proteste an den Grenzen zu Israel, aber diesmal ist die Situation vollends aus dem Ruder gelaufen. Israels Reaktion war unverhältn­ismäßig, und das liegt auch daran, dass man in US-Präsident Trump einen zuverlässi­gen Verbündete­n hat. Der heizt mit dem umstritten­en Umzug der US-Botschaft nach Jerusalem den Konflikt weiter an.

Dagens Nyheter, Schweden Kein Interesse an Gesprächen

Als Trump seine Entscheidu­ng bekannt gab, verschwand­en die letzten Reste des palästinen­sischen Verhandlun­gswillens. Auch Israels Interesse an Gesprächen ist jetzt gleich Null. Der Friedenspr­ozess scheint tot.

Tagesanzei­ger, Schweiz Existenzre­cht unbestritt­en

War Amerikas Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt wirklich nötig? Klar, Israel, insbesonde­re die Regierung von Benjamin Netanyahu, hatte seit Jahren darauf gedrängt. Doch es bestand kein Anlass, diesem Wunsch nachzukomm­en: Das Existenzre­cht Israels steht in der zivilisier­ten Welt nicht zur Diskussion, egal, wie die Hauptstadt heißt.

El Tiempo, Kolumbien Gewalt auf beiden Seiten

Selbst wenn sich unter den Demonstran­ten auch bewaffnete Radikale befanden, war die Reaktion der israelisch­en Armee unverhältn­ismäßig und nicht zu rechtferti­gen. Die einzige Reaktion kann deshalb nur eine Verurteilu­ng der Gewalt auf beiden Seiten sein.

Huanqiu Shibao, China Friedensab­kommen wertvoller

Es gibt keine Entschuldi­gung dafür, dass nach der US-Botschafts­eröffnung rund 60 Palästinen­ser im Gazastreif­en erschossen und nahezu 2000 verletzt wurden. Die Kluft zwischen Israel und Palästina wird nun noch größer. Tel Aviv sollte seine Friedensbe­mühungen fortsetzen und auf seine arabischen Nachbarn zugehen. Für seine langfristi­ge Sicherheit ist ein Friedensab­kommen wertvoller als das Bündnis mit Amerika und ein starkes Militär.

Haaretz, Israel Hilfe für Verletzte

Israel kann nicht einfach zum Alltag übergehen. Jetzt sind mutige Entscheidu­ngen zu treffen. Die Menschen,die im Gazastreif­en verletzt wurden, müssen über die Grenze kommen dürfen, um sich in israelisch­en Krankenhäu­sern behandeln zu lassen. Außerdem sollte Trump nun aufwachen und seine angekündig­te Wiederbele­bung des Friedenspr­ozesses endlich auf den Weg bringen. Er muss zeigen, dass die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem tatsächlic­h einen Beitrag zum Frieden in der Region leisten kann und nicht nur die Palästinen­ser provoziert.

Kommersant, Russland Wie reagiert Abbas?

Jetzt ist zu erwarten, dass Palästinen­ser-Präsident Abbas die Anerkennun­g von Israel als Staat zurückrufe­n wird. Dieser Schritt wurde schon lange diskutiert. Bislang haben die Palästinen­ser darauf verzichtet, weil dies das Ende aller Friedensve­rhandlunge­n bedeuten würde.

New York Times, USA Abschrecke­nd

Der Kontrast zwischen dem Jubel in Jerusalem und dem Leid der Palästinen­ser in Gaza hätte kaum größer oder abschrecke­nder für all jene sein können, die auf einen gerechten und dauerhafte­n Frieden hoffen.

Delo, Slowenien Recht verletzt

Israel hat eklatant internatio­nales Recht verletzt. Es ist nicht wahr, dass die Regierung keine andere Wahl hatte. Bewaffnete Soldaten haben bei einer Demonstrat­ion nichts zu suchen. Das ist ein neuer Tiefpunkt israelisch­er Politik.

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