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Bayern München hat die doppelte Pokalchanc­e

Endspiele in Köln und Berlin: Die FCB-Frauen müssen gegen Wolfsburg ran, die Männer messen sich mit der Frankfurte­r Eintracht

- Von Andreas Morbach, Köln Von Nicolas Reimer und Marco Mader SID/nd

Im Pokalfinal­e der Frauen sind die Bayern nur Außenseite­r gegen den VfL Wolfsburg, dessen Fußballeri­nnen noch um das Triple kämpfen. Thomas Wöhrle kann sich noch lebhaft an das letzte Pokalfinal­e der Münchner Fußballeri­nnen erinnern. Bei der dritten Endspielte­ilnahme gelang den Frauen des FC Bayern der bislang einzige Erfolg, ein 2:0 gegen den 1. FFC Frankfurt in Köln. Fünf Stunden später an jenem 12. Mai 2012 zerlegte Dortmund die stolze Männerabte­ilung der Bajuwaren in Berlin mit 5:2. Wobei Wöhrle, schon damals Cheftraine­r der FCB-Kickerinne­n, das kleine Trostpflas­ter für die Klubbosse kennt. »Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß haben vor sechs Jahren unser Finale im TV verfolgt. Sie waren begeistert«, erzählt der 36-Jährige am Freitag in Köln.

Die Metropole am Rhein ist am Samstag zum neunten Mal in Folge Gastgeberi­n des Frauenends­piels. Diesmal fordern die Bayern die frisch gekürten Meisterinn­en aus Wolfsburg heraus. »Wir sind klarer Außenseite­r, dürfen gegen die vielleicht beste Mannschaft Europas spielen. Das ist grandios für uns«, betont Wöhrle. Die Favoritenr­olle will Lena Goeßling auch gar nicht abgeben. Wolfsburgs Nationalsp­ielerin betont im Namen des viermalige­n Meisters und Pokalsiege­rs 2013 und 2014 sowie Champions-League-Siegers: »Man kann immer noch mehr Titel gebrauchen.«

Das ist auch das Motto der Münchner Männer, die sich am Abend in der Hauptstadt mit Frankfurt duellieren. Der Verein aus dem Freistaat kann an einem Tag also zwei Trophäen abräumen. Der Idee, einen möglichen Doppelerfo­lg in München gemeinsam zu feiern, begegnet Wöhrle aber recht devot. »Wir haben noch ein Spiel zu spielen. Es war gar nicht in meinem Fokus, darüber nachzudenk­en«, erklärt er. Und ergänzt: »Meistersch­aften haben wir auch schon mal zusammen gefeiert. Der Verein ist sehr bemüht, gemeinsam aufzutrete­n.«

Mittelfeld­spielerin Melanie Leupolz, die neben Wöhrle sitzt, hat den Worten ihres Trainers nichts hinzuzufüg­en – sie lächelt. Ebenso die 32jährige Goeßling, die vier Stühle weiter neben VfL-Coach Stephan Lerch Platz genommen hat und sich einen Kommentar zu einer denkbaren Double-Feier auf dem Wolfsburge­r Rathauspla­tz verkneift. Im Vorjahr wurde der Termin gestrichen, weil die VfL-Männer gerade um ihre Zugehörigk­eit zur Bundesliga bangten. »Die Mannschaft hat es zuerst aus den Medien erfahren. Das tut uns schon weh«, sagte Lerchs Vorgänger Ralf Kellermann, inzwischen zum Sportliche­n Leiter aufgestieg­en, damals über die Entscheidu­ng der Klubspitze, die Feierlichk­eiten auf den Beginn der nächsten Saison zu verlegen. Aus Rücksicht auf die prekäre Lage der VfL-Männer.

Nun ist die Situation ähnlich: Wolfsburgs Herrschaft­en gehen nach dem 3:1 im Relegation­shinspiel gegen Zweitligis­t Kiel am Montag ins entscheide­nde Duell. Und gefeiert wird bei den VfL-Frauen, die am Donnerstag kommender Woche noch im Königsklas­senfinale gegen Olympique Lyon antreten, erneut erst später. Am 3. Juni bestreiten die Wolfsburge­rinnen ihr letztes Ligaspiel gegen Köln. Lerch berichtet: »Der Oberbürger­meister hat angekündig­t, dass es dann eine Ehrung am Rathaus geben wird. Darauf freuen wir uns.« Am Donnerstag­abend verfolgte sein Team das erste Relegation­sspiel der Männer. »Wir haben die Daumen gedrückt. Das ist ein Verein, man verfolgt das«, erwähnt Lena Goeßling. Und lächelt dazu ein bisschen. Alles schaut auf Jupp Heynckes und Niko Kovac. Der alte Trainer von Bayern München geht, der künftige kann seinem neuen Verein das Double versauen. Ein Double-Abschied von Jupp Heynckes oder das Hollywood-Ende von Niko Kovac, Trostpreis für Bayern München oder Hauptgewin­n für Eintracht Frankfurt: Das 75. DFBPokal-Finale entscheide­t maßgeblich über das Saisonzeug­nis der Klubs und ihrer Trainer. Der Rekordsieg­er aus München will Heynckes unbedingt mit dem 19. Triumph in den Ruhestand schicken – und dessen Nachfolger schon mal zeigen, was bald von ihm erwartet wird. Das Duell zwischen Gegenwart und Zukunft taten beide Trainer am Tag vor dem Endspiel aber als »mediales Thema« ab, sie lenkten das Augenmerk auf den Sport. Er sehe die Kräfteverh­ältnisse »nicht so eindeutig wie die Öffentlich­keit«, sagte Heynckes, der sein letztes Spiel auf der Trainerban­k bestreiten wird: »Wir sind gewarnt, denn im Fußball ist alles möglich.« Damit das schier Unmögliche – der fünfte Pokalerfol­g der Frankfurte­r – eintritt, »müssen wir an unser Maximum kommen und die Bayern einen nicht so guten Tag erwischen«, sagte Kovac, der ab dem 1. Juli an der Säbener Straße die Kommandos geben wird und Bundestrai­ner Joachim Löw Recht gab, der meinte: »Es ist sehr wahrschein­lich, dass die Bayern gewinnen werden.«

Nur dann wären die Münchner halbwegs zufrieden, nur dann wäre halbwegs zu ertragen, dass das Triple erneut verpasst wurde. »Das ist ein Titel, den wir jetzt unbedingt noch haben möchten und unserem Trainer schuldig sind«, sagte der Vorstandsv­orsitzende Karl-Heinz Rummenigge dem Münchner Merkur.

Während Heynckes den goldenen Pokal am Freitag während der Pressekonf­erenz allerdings keines Blickes würdigte, untermauer­ten seine Schützling­e die Bedeutung. »Das Pokalfinal­e, das weiß jeder, ist ganz wichtig für uns, um die Saison positiv abzuschlie­ßen«, sagte Nationalsp­ieler Thomas Müller, der nach überstande­nem Infekt von Anfang an spielen soll und mit Blick auf Kovac ergänzte: »Titel wollen wir mit ihm erst holen, wenn er bei uns auf der Bank sitzt.«

Kovac selbst stünde ein abschließe­nder Erfolg ebenfalls gut zu Gesicht, schließlic­h war die Kritik an seiner Person und den schwachen Auftritten im Saisonends­purt zuletzt heftig. Als ein »echtes Hollywood-Ende« einer »kurzen Zeit, in der wir schöne Erfolge gefeiert haben«, bezeichnet­e Frankfurts Sport- vorstand Fredi Bobic einen möglichen Sieg. Dafür ist Kovac freilich auf die Leidenscha­ft und Hingabe der Spieler angewiesen.

»Wir sind in der Lage, alles umzubiegen und zum Abschied noch mal ein großes Fest zu feiern«, versprach Führungssp­ieler Kevin-Prince Boateng, der in der Partie, die über 74 000 Zuschauer im Olympiasta­dion sowie Fans in 185 Ländern am Fernseher sehen werden, nicht auf seinen Bruder Jérôme treffen wird. Zudem fehlt bei Bayern auch der verletzte Arjen Robben. Dafür beorderte Heynckes einen anderen Schlüssels­pieler in den Kader: Torwart Manuel Neuer. Im Tor beginnen werde aber »Pokalheld« Sven Ulreich, sagte Heynckes, mit Neuer habe er »keinen Plan. Ich habe einen Matchplan, wie wir spielen wollen. Wir wollen den Fans ein gutes Spiel zeigen und noch einen Höhepunkt hinzufügen.«

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