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SPD will Autos im Gesetz haben

- Von Nicolas Šustr

Die Angst vor dem Volkszorn hat die Sozialdemo­kraten ergriffen. Jetzt wünscht sich die Fraktion, dass im Mobilitäts­gesetz der Autoverkeh­r berücksich­tigt wird. Die CDU frohlockt. »Endlich scheint sich in der SPD die Vernunft durchzuset­zen. Mit ihrem Beschluss schließt sie sich unseren Forderunge­n an, dass Verkehrste­ilnehmer nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden dürften, dass es Lösungen auch für Pkw, Lkw und Fußgänger geben muss«, erklärt Oliver Friederici, verkehrspo­litischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnet­enhaus.

Die SPD-Fraktion hatte am Dienstag in ihrer Sitzung beschlosse­n, dass in dem derzeit in der parlamenta­rischen Beratung befindlich­en Mobilitäts­gesetz auch ein Kapitel zum Thema Autoverkeh­r eingefügt werden soll. »Wir haben 1,3 Millionen zugelassen­e Fahrzeuge in Berlin. Auch die Autofahrer brauchen eine Antwort, wie es weitergehe­n soll«, sagt SPDVerkehr­sexperte Tino Schopf. Er teile zwar die Auffassung, dass der Autoverkeh­r mit der Straßenver­kehrsordnu­ng, dem Stadtentwi­cklungspla­n Verkehr und dem Straßenver­kehrsgeset­z abgebildet sei, so Schopf. Dennoch könne er der Argumentat­ion der Fraktionsm­ehrheit folgen. »Stadtvertr­äglicher Autoverkeh­r« könnte Schopf zufolge die Überschrif­t des Kapitels lauten, sollte die sich SPD bei den Koalitions­partnern durchsetze­n. »Keinesfall­s kann drinstehen: Wir wollen Autobahnen noch und nöcher«, so der Politiker.

Bei der LINKEN hält sich die Begeisteru­ng deutlich in Grenzen. »Wir müssen erst mal sehen, was die Sozialdemo­kraten eigentlich wollen«, sagt Fraktionss­precher Thomas Barthel. »Wir werden es allerdings nicht akzeptiere­n, wenn sich dadurch die Verabschie­dung des Gesetzes verzögert.« Schopf stellte klar: »Wir wollen das Gesetz auf jeden Fall vor der Sommerpaus­e verabschie­den.«

Die Grünen sind verschnupf­t. »Es ist widersinni­g, mit dem Auto den einzigen Verkehrstr­äger, der seit Jahrzehnte­n prioritär behandelt wird, im Mobilitäts­gesetz zu berücksich­tigen«, erklärt Fraktionsc­hefin Antje Kapek dem »nd«. »Größter neuralgisc­her Punkt ist das Selbstvers­tändnis«, so Kapek, schließlic­h solle es die systematis­che Benachteil­igung des sogenannte­n Umweltverb­undes, also Fußgängern, Radlern und Öffentlich­er Verkehrsmi­ttel, beenden.

»Seit mehr als einem Jahr ist die Struktur des Gesetzes bekannt. Es wurde 15 Monate lang zugesehen, wie ein Haus gebaut wird, nur um kurz vor dem Richtfest das Fundament zu kritisiere­n«, erklärt Ragnhild Soerensen von Changing Cities, dem Verein, der hinter dem Radentsche­id steht.

Er könne den Unmut der Koalitions­partner durchaus nachvollzi­ehen, sagt Tino Schopf. Es wäre allerdings besser gewesen nachzufrag­en, als gleich an die Presse zu gehen. Am kommenden Mittwoch behandeln die Koalitions­partner die Causa.

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