nd.DerTag

Immer zwischen die Stühle

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Die SPD hat mal wieder die Nerven verloren. Sie hat mal wieder Angst, dass progressiv­e Politik die für eine Volksparte­i bereits sehr übersichtl­iche Zahl an Wählern weiter schrumpfen lassen könnte. Es geht um die Autofahrer, die nach Ansicht der Opposition im geplanten Mobilitäts­gesetz zu kurz kommen. »Anti-Auto-Senatorin«, nennt CDU-Verkehrsex­perte Oliver Friederici die zuständige Ressortche­fin Regine Günther (parteilos, für Grüne). Gerne werden die rot-rot-grünen Koalitions­partner auch als Autohasser bezeichnet. In solch einem Club möchte die SPD offensicht­lich nicht Mitglied sein.

Es scheint bei vielen Sozialdemo­kraten immer noch nicht angekommen zu sein, dass gerade ihr Zaudern, ihre Zaghaftigk­eit und die jähen Entschlüss­e viele zweifeln lassen, ob die einst stolze Partei Berlin und auch die Bundesrepu­blik ernsthaft in die Zukunft führen kann. Eine wirkliche Vision ist nicht zu erkennen. Dabei hätte die Verkehrswe­nde durchaus das Zeug dazu. Man müsste sie halt auch offensiv und überzeugt vertreten.

Und es ist ja nicht so, dass es jene überzeugte­n Menschen in der SPD nicht gäbe. Der verkehrspo­litische Sprecher der Fraktion, Tino Schopf, wirkt alles andere als glücklich mit dem jähen Vorstoß. Aber wenn die Rambos in der Fraktion nach jedem Prozentpun­kt Verlust in der Umfragengu­nst mit neuen Ideen kommen, wie Volksnähe auszusehen hat, dann haben die Besonnenen offensicht­lich keine Chance.

Positive Ergebnisse für die Partei sind bisher nicht auszumache­n. Die eigenen Fachpoliti­ker wurden düpiert, die Koalitions­partner wissen mal wieder nicht, woran sie eigentlich sind. Bei den Umweltverb­änden wurde weiteres Porzellan zerschlage­n, und die Opposition kann sich rühmen, mit ihrer ätzenden Kritik die SPD kleingekri­egt zu haben. Na, herzlichen Glückwunsc­h! Dass so auch nur ein Zehntelpro­zentpunkt mehr Zustimmung bei den Wählern erreicht werden könnte, scheint fraglich. Diese Lust am Untergang ist unerträgli­ch.

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Nicolas Šustr über die SPD und ihr Automanöve­r Foto: nd/Ulli Winkler

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