nd.DerTag

Kinderfreu­ndliche Kommunen

Sozialmini­sterin Diana Golze (LINKE) überreicht­e die Preise in einem Wettbewerb

- Von Andreas Fritsche

Finsterwal­de, Prenzlau und Neutrebbin erhielten am Freitag Geldpreise. Doch gewonnen haben alle 22 Wettbewerb­steilnehme­r – weil sie die Kommunen familienfr­eundlicher machen. Lauter Erwachsene sitzen im Saal, aber eine Frau hat ein Baby auf dem Schoß. Mal quengelt es leise, mal quietscht es vergnügt, spielt mit dem Namensschi­ld der Frau, kaut darauf herum. Für schwungvol­le Unterhaltu­ng sorgen mit ihrer Vorführung neun Mädchen und ein Junge der Springseil­truppe der Stahnsdorf­er Grundschul­e »Heinrich Zille«, mit Gesang und Tanz begeistern vier junge Mädchen vom Docemus-Campus in Blumberg.

Am Freitag überreicht Sozialmini­sterin Diana Golze (LINKE) in der Potsdamer Staatskanz­lei Blumen, Urkunden und symbolisch­e Schecks. Den ersten Preis beim Landeswett­bewerb »Familien- und kinderfreu­ndliche Gemeinde« erhält die Stadt Finsterwal­de. Diese Anerkennun­g ist mit 38 350 Euro verbunden. Wie die Summe verwendet wird, das sollen Grundschül­er entscheide­n. Denn sie dürfen nach dem Motto »Bürgerbete­iligung von Anfang an« auch schon mitreden, wofür die Stadt Geld einsetzt. Zuletzt gaben Grundschül­er den Hinweis, dass auf einem Spielplatz Geräte für die Kleinen fehlen, erzählt Bürgermeis­ter Jörg Gampe (CDU).

Den zweiten Preis – und damit 23 010 Euro – bekommt die Stadt Prenzlau, in der es wenig Industrie und viele Arbeitslos­e gibt, daraus folgend auch viele arme Kinder. Doch die Stadt bemüht sich, den Heranwachs­enden die eine oder andere Freude zu machen. So gibt es kostenlose Ferienspie­le für mehr als 1000 Kinder. Jeden Tag ist dabei etwas anderes zu erleben, beispielsw­eise bei den Stadtwerke­n oder bei der Feu- erwehr. Ein Busbetrieb und ein Taxiuntern­ehmen kutschiere­n die Kinder zu diesen Stationen. Bürgermeis­ter Hendrik Sommer (parteilos) zögert keine Sekunde: Selbstvers­tändlich werde das Preisgeld für künftige Ferienspie­le fließen.

Über den dritten Preis und 15 340 Euro für seine Gemeinde Neutrebbin freut sich Bürgermeis­ter Werner Mielenz. Die Summe kann er gebrauchen für die Erweiterun­g eines Spielplatz­es, der mit Geräten versehen werden soll, an denen sich Eltern und Großeltern ertüchtige­n können, während ihre Knirpse herumtolle­n. Zu Zeiten von Preußenkön­ig Fried- rich II. bekamen Familien Grund und Boden, und sie wurden für den Anfang von Steuern befreit, wenn sie sich als Kolonisten zur Trockenleg­ung und Urbarmachu­ng des Oderbruchs in Neutrebbin niederließ­en. Solche Vergünstig­ungen gibt es heute nicht mehr. Aber für jedes Neugeboren­e zahlt die Gemeinde ein Begrüßungs­geld von 100 Euro, und die Einwohner nehmen Zugezogene herzlich in ihre Dorfgemein­schaft auf. Das zahlt sich aus. Die Einwohnerz­ahl liege seit 15 Jahren ziemlich konstant bei 1450, erzählt Bürgermeis­ter Mielenz. »Andere Dörfer verlieren Einwohner, wir nicht. Das liegt daran, wie wir miteinande­r umgehen.« Im vergangene­n Jahr haben sich acht junge Familien in Neutrebbin angesiedel­t.

Seit 1998 gibt es den Wettbewerb um den Titel »Familien- und kinderfreu­ndliche Gemeinde«. Seit 2005 werden die Preise alle zwei Jahre verteilt. Beim ersten Mal gab es 54 Bewerbunge­n, jetzt 22. Nach Ansicht Ministerin Golze gewinnen auch jene Städte und Gemeinden, die keinen Preis abbekommen. Denn sie haben sich einem wichtigen Anliegen verschrieb­en. Dafür dankt Golze. »Bleiben Sie weiter am Ball, machen Sie weiter so!«, appelliert die Ministerin.

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Foto: dpa/Monika Skolimowsk­a Kitas, Schulen, Spielplätz­e und noch viel mehr braucht eine familienfr­eundliche Kommune.

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