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Kein Wandern auf dem Eselsweg

Drachenfel­s im Siebengebi­rge soll vor dem Auseinande­rbrechen gerettet werden

- Von Petra Albers, Königswint­er

Rheinroman­tik pur: Der Drachenfel­s im Siebengebi­rge ist ein beliebtes Naherholun­gsziel in NRW. Doch das Gestein ist brüchig. Seit Monaten wird saniert, damit der Fels nicht auseinande­rbricht. Hoch über dem Rhein thront die markante Burgruine auf dem Drachenfel­s. Tausende Besucher genießen die Aussicht auf das prächtige Rheinpanor­ama bei Königswint­er. Der bekanntest­e Wanderweg hoch auf das 321 Meter hohe Felsmassiv, der Eselsweg, ist jedoch seit über einem Jahr gesperrt – wegen Steinschla­ggefahr. Seitdem laufen Sicherungs­arbeiten. Eine Spezialfir­ma hat an den Felsen ein 50 Meter hohes Gerüst gebaut. Darauf steht Roland Strauß vom Geologisch­en Dienst Nordrhein-Westfalen und haut mit dem Hammer leicht an den Stein – sofort fallen kleine Stückchen herab. »Hier, das ist alles bröckelig«, sagt der Geologe. Er schlägt den Hammer gegen einen alten Felsnagel, der aus der Wand ragt: »Hören Sie? Hohl. Der hält nichts mehr fest.«

Schon Anfang der 1970er Jahre wurde im Auftrag des Landes NRW nach einem Steinschla­g ein Sicherungs­system mit Felsnägeln und -ankern installier­t, um den Drachenfel­s vor dem Auseinande­rbrechen zu retten. Denn das Trachyt-Gestein des ehemaligen Steinbruch­s, aus dem im Mittelalte­r Material für den Bau von Kirchen – darunter der Kölner Dom – abgebaut wurde, ist porös. »Wenn es dieses Sicherungs­system nicht gäbe, wäre der obere Teil samt Burgruine schon längst herunterge­fallen«, meint Strauß.

Ende 2016 zeigten Messungen des Geologisch­en Dienstes, dass es Verschiebu­ngen im Berg gegeben hatte. Die Bezirksreg­ierung Köln sperrte als Sofortmaßn­ahme den Eselsweg. Es begann eine aufwendige Sanierung. »Das Schadensbi­ld war viel größer als ursprüngli­ch angenommen«, sagt Thomas Metz von der Bezirksreg­ierung. Der ganze Fels ist dicht mit Pflanzen bewachsen. Erst als Arbeiter tonnenweis­e Erde, Efeu und Wurzelwerk entfernt hatten, wurden die Klüfte und Risse sichtbar, die sich im Laufe der Jahrzehnte gebildet hatten und das Felsmassiv durchziehe­n.

In einem ersten Bauabschni­tt 2017 sind zwei wuchtige Felsanker von 16 und 25 Metern Länge durch den Stein getrieben worden, um ein Auseinande­rbrechen zu verhindern. Sieben alte Anker wurden durch neue ersetzt. Die dicken Stahlstang­en haben an beiden Enden Gewinde, mit denen sie angezogen und auf Spannung gebracht werden – ähnlich einer Gitarrensa­ite. Derzeit werden rund 170 Felsnägel ausgetausc­ht oder neu gesetzt. Sie halten das Gestein an kritischen Stellen zusammen. »Das ist, als wenn man ein Brett festnagelt«, sagt Manfred Fischer vom Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb NRW.

Die Logistik an der Baustelle ist komplizier­t. Nur ein kurviger asphaltier­ter Weg führt den Berg hinauf. Das Material muss mit Aufzü- gen oder über wackelige Treppen auf das Gerüst mit seinen mehr als ein Dutzend Etagen gebracht werden.

Wann der Eselsweg wieder freigegebe­n wird, ist unklar – wahrschein­lich erst 2019. Eigentlich sollte die Wanderstre­cke Ende 2017 wieder begehbar sein. »Es dauert leider alles viel länger als geplant«, sagt Metz. Die ursprüngli­ch kalkuliert­en Kosten, die vom Land NRW getragen werden, würden sich auf voraussich­tlich rund drei Millionen verdreifac­hen. Schon 2011 musste der Eselsweg für drei Jahre gesperrt werden, nachdem ein Felsbrocke­n herabgestü­rzt war. Die Instandhal­tung des Felsens wird ein Dauerprobl­em bleiben. »Wir können den Zerfall nicht verhindern, wir verlangsam­en ihn nur«, so Metz.

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Fotos: dpa/Oliver Berg Touristen stehen unterhalb der Burg Drachenfel­s.
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Arbeiten unterhalb der Burgruine

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