nd.DerTag

Kurzer Frühling der Besetzung

Zehn Häuser in Berlin und Potsdam nach Aktion gegen Wohnungsno­t geräumt

- Seb und mkr

Berlin. Nach vier Stunden war die polizeilic­he Räumung eines besetzten Hauses in BerlinNeuk­ölln in der Nacht zu Pfingstmon­tag beendet. Von insgesamt 56 Besetzern stellte die Polizei im Anschluss die Personalie­n fest. Laut Anwälten der Besetzer wurden mehrere Personen bei der Räumung verletzt – eine Person musste in ein Krankenhau­s eingeliefe­rt werden. Kritisiert wurde darüber hinaus von den Besetzern, dass die Räumung durchgefüh­rt wurde, obwohl zur selben Zeit noch Verhandlun­gen mit dem Hausbesitz­er – der kommunalen Wohnungsba­ugesellsch­aft »Stadt und Land« – in vollem Gange gewesen wären.

Insgesamt zehn leer stehende Häuser und Gebäude wurden beim »Frühling der Besetzunge­n« in Berlin und Potsdam am Sonntag in Beschlag genommen – die meisten davon allerdings symbolisch. »Leerstand ist in einer Stadt mit akuter Wohnungsno­t und Verdrängun­g ganzer Nachbarsch­aften nicht hinnehmbar«, erklärte eine Pressespre­cherin der stadtpolit­ischen Aktivisten. Die Besetzer hatten die Aktion bereits vor einiger Zeit im Internet unter dem Stichwort #besetzen angekündig­t.

Einhellig verurteilt wurden die Besetzunge­n als Rechtsbruc­h von den rechten Opposition­sparteien in Berlin. LINKE und Grüne zeig- ten sich dagegen solidarisc­h mit den stadtpolit­ischen Aktivisten. »Jeder muss das Recht auf ein bezahlbare­s Dach über dem Kopf haben«, erklärte die Berliner Landeschef­in der LINKEN, Katina Schubert – deren Partei nach den durchgefüh­rten Räumungen von den Besetzern jedoch schwer kritisiert wurde.

Laut dem Politikwis­senschaftl­er und Autor Armin Kuhn werden die Besetzunge­n von den Aktivisten als ein Akt der Notwehr verstanden. »Es ist vergleichb­ar mit der Situation in den 1980er Jahren: Wohnungsno­t auf der einen und spekulativ­er Leerstand auf der anderen Seite.«

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Foto: Christian Mang Nachbarn in Berlin-Neukölln begrüßten die Besetzung.

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