nd.DerTag

Facebooks Desaster?

Netzwoche

- Von Jürgen Amendt

Mark Zuckerberg, Chef des Internent-Konzerns Facebook stand am Dienstag dieser Woche im Europaparl­ament den Abgeordnet­en wegen des Umgangs seines Unternehme­ns mit Daten, wegen der monopolart­igen Marktmacht von Facebook und des Umgangs mit Fakten, Hetze und Manipulati­on auf der Plattform Rede und Antwort. Eigentlich, so muss man resümieren, hat Zuckerberg gar nicht auf Fragen geantworte­t. Er hat seine PR-Strategie erfolgreic­h durchgeset­zt und beantworte­te nur das, was er beantworte­n wollte. Nachfragen waren aufgrund der vorher festgelegt­en Dramaturgi­e gar nicht möglich.

Für die meisten Medien war Zuckerberg­s Auftritt daher ein Erfolg für ihn und nicht für das EU-Parlament. Für Florian Güßgen, beim »Stern« für den Bereich Digitale Wirtschaft zuständig, war die Anhörung für das EU-Parlament eine Pleite. »Es hätte ein großer Moment für das Europäisch­e Parlament werden können«, schreibt Güßgen auf stern.de. »Die Abgeordnet­en hätten ihre Kammer auf ein Niveau heben können mit dem US-Senat und dem US-Abgeordnet­enhaus, beide Kammern des Parlaments in Washington haben Zuckerberg im April zum Skandal rund um Cambrigde Analytica und die Folgen befragt. Die Abgeordnet­en haben diese Chance vertan. Big time. Was sie mit Zuckerberg veranstalt­et haben oder von Zuckerberg mit sich veranstalt­en ließen, war eine Farce. Sie haben ihn nicht gegrillt, nicht gedünstet, nicht einmal ins Schwitzen gebracht.«

Auf Twitter sei die Einschätzu­ng von Zuckerberg­s Auftritt schon während des Auftritts eindeutig gewesen, so Güßgen weiter. »Das Europäisch­e Parlament hat sich blamiert. Wer auch immer für dieses Format der Anhörung verantwort­lich ist - angeblich war es der Parlaments­präsident selbst - hat einen erschrecke­nden Dilettanti­smus offenbart. Aber auch die Abgeordnet­en selbst, die da mitgemacht haben, müssen sich fragen lassen, warum sie es zugelassen haben, dass Zuckerberg das Parlament so zu einer, zu seiner Bühne werden lassen konnte. Die Abgeordnet­en waren nicht Herren im eigenen Hause.«

Den PR-Kampf habe Zuckerberg zwar gewonnen, er unterschät­ze aber die Macht der EU, meint dagegen der Blogger und Journalist Sascha Lobo in seiner Kolumne auf spiegel.de. Die Anhörung sei war »ein Desaster für Facebook« gewesen. »Zuckerberg hätte kaum eine bessere Vorlage liefern können für eine aggressive Regulierun­g durch die EU.« Den für Facebook gefährlich­sten Fehler habe Zuckerberg beim Thema Monopol gemacht. Lobo zitiert zur Begründung die Reaktion des Fraktionsv­orsitzende­n der konservati­ven Partein, den CSUAbgeord­neten Manfred Weber. Dieser sagte: »Ich glaube an Märkte und Regeln, aber ich möchte auch alle Arten möglicher Monopole stoppen. Deshalb denke ich, es ist Zeit, die Zerschlagu­ng des Facebook-Monopols zu diskutiere­n.« Das sei »vielsagend konkret«, meint Lobo. Die EU werde deshalb »zwingend früher oder später ein Exempel an Facebook statuieren«.

 ?? Foto: photocase/Thomas K. ?? Weitere Beiträge finden Sie unter dasnd.de/netzwoche
Foto: photocase/Thomas K. Weitere Beiträge finden Sie unter dasnd.de/netzwoche

Newspapers in German

Newspapers from Germany