nd.DerTag

Italiens neue Regierung

-

Zwischen Monti und Renzi

Giuseppe Conte ist eine Mischung aus dem Technokrat­en Mario Monti und dem (Ex-)Premier Matteo Renzi, die beide zum Teil daran gescheiter­t sind, dieses unregierba­re Land zu disziplini­eren. Das Parteienbü­ndnis zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega ist ein weiterer Wendepunkt in der »Commedia dell’arte«, die die italienisc­he Politik immer gewesen ist – und der die Italiener nicht mehr vertrauen.

France Inter, Frankreich EU braucht Geduld

Wenn eine Implosion der EU verhindert werden soll, müssen sich die Kommission und die Regierunge­n in den europäisch­en Hauptstädt­en davor hüten, die sich in Rom abzeichnen­de Regierung umgehend anzuprange­rn. Diese Regierung darf niemand anderen als sich selbst für ihre bevorstehe­nden Schwierigk­eiten verantwort­lich machen können. Man sollte ihr also, wie jeder neuen Mannschaft, viel Glück wünschen und geduldig warten, dass Italien wieder auf die Beine kommt.

De Morgen, Belgien Die eigentlich­e Absicht

Währungssy­steme, die sich auf zwei parallele Währungen stützen, sind nicht stabil. Das hat mit dem Gesetz von Gresham zu tun: »Bad money drives out good money.« Wenn der italienisc­he Staat zu viele MiniBOTs ausgibt, wird der Wert dieser parallelen Währung sinken. Immer mehr Italiener werden mit dieser minderwert­igen Währung bezahlen und den »echten Euro« sparen. Der echte Euro wird dann immer weniger im Umlauf sein. Das wird auch der Moment sein, wo Italien aus dem Euro austreten kann. Ich kann mich dem Eindruck nicht entziehen, dass das auch die eigentlich­e Absicht der Führer der neuen italienisc­hen Regierung ist.

Dennik N, Slowakei Überlebens­test für die EU

Sollte sich die neue Regierung entscheide­n, zur Lira zurückzuke­hren, dann wird sie das nur auf eine Art und Weise können, die de facto den Euro selbst zerstört. Die Folgen wären für ganz Europa kaum vorstell- bar. Die italienisc­he Regierung kann zum bisher größten Test für die Überlebens­fähigkeit der EU werden.

O Globo, Brasilien Nichts Gutes zu erwarten

Die Finanzkris­e 2008 hat in weiten Teilen Europas zu einem Erstarken nationalis­tischer und populistis­cher Bewegungen geführt. Nach zwei Weltkriege­n ist es natürlich auch ein Schock für die übrige Welt, wenn auf dem Alten Kontinent erneut Ideologien erwachen, die auf Fremdenfei­ndlichkeit und Rassismus setzen. Nun hat diese unheilvoll­e Entwicklun­g auch Italien erfasst. Das Programm der Populisten von rechts und von links lässt nichts Gutes für die EU erwarten.

Kurier, Österreich Lega will EU zerstören

M5S hat Teile des Wahlprogra­mms von Wikipedia abgeschrie­ben, ein Grundeinko­mmen für alle versproche­n und wird vom irrlichter­nden, abwesenden Komiker Beppe Grillo geleitet. Die Lega Nord hingegen ist inzwischen eine im Norden etablierte Partei, die mit Marine Le Pen und anderen die EU schwächen will. ... Die Geschenke, die M5S und Lega nun vereinbart haben, sollen nicht die Italiener, sondern die ganze EU zahlen, durch noch höhere Schulden und einen Schuldenna­chlass durch die EZB. Das wird nicht stattfinde­n, aber die Ablehnung der EU in Italien nochmals verstärken. Genau das will die Lega – irgendwie die EU zerstören.

L’Opinion, Frankreich Gelegenhei­t zum Aufbruch

Die Italienkri­se kann eine Gelegenhei­t sein zu zeigen, dass man Europa nicht durch währungspo­litische Flickschus­terei und faule juristisch­e Tricks rettet. Das Wirtschaft­ssystem der Eurozone funktionie­rt nicht: Die geografisc­he Polarisier­ung zieht das Kapital und die Wertschöpf­ung nach Nordeuropa; im Süden hingegen gibt es nicht genug Wertschöpf­ung ... Die Deutschen haben während der Griechenla­ndkrise bewiesen, dass sie bereit sind, ihre Position zu ändern, selbst wenn sie diese als unverrückb­ar präsentier­en. Die sich abzeichnen­de Italienkri­se kann paradoxerw­eise eine Gelegenhei­t für einen neuen Aufbruch Europas darstellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany