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Rettungsan­ker für Atom-Deal gesucht

Beratungen in Wien mit Iran

- Von Olaf Standke Mit Agenturen

Durchaus optimistis­ch ist die Teheraner Regierung in das von ihr initiierte »Atomtreffe­n« am Freitag in Wien gegangen. Dabei sollte ausgelotet werden, »ob und wie die Rechte Irans aus dem Atomabkomm­en auch nach dem Ausstieg der USA umgesetzt werden können«, so Außenminis­ter Mohamed Dschawad Sarif. Er zeigte sich zuversicht­lich, dass dies »zumindest nicht unmöglich« sei. Vertreten waren Spitzendip­lomaten der Signatarst­aaten China, Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien und Russland sowie Helga Schmid, Generalsek­retärin des Europäisch­en Auswärtige­n Dienstes. Erstmals fanden die Beratungen der »Gemeinsame­n Kommission« ohne die USA statt.

Teheran hat noch einmal für die beiderseit­igen wirtschaft­lichen Vorteile des Abkommens vom Sommer 2015 geworben. Zudem muss man Lösungen für ganz praktische Konsequenz­en des USAusstieg­s finden – etwa mit Blick auf den Umbau des Schwerwass­erreaktors Arak und die Beschaffun­g von Teilen für das zivile iranische Nuklearpro­gramm. Der Vertrag sorgte dafür, dass Teheran im Gegenzug zur Aufhebung der Handels- und Finanzsank­tionen alle Aktivitäte­n für den Bau einer eigenen Atombombe einstellt hat und bisherige Nuklearpro­jekte drastisch reduzierte.

Die Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde (IAEA) hatte am Vorabend des Treffens erneut bestätigt, dass sich Iran an den AtomDeal hält – auch nach Washington­s Aufkündigu­ng. Die Kontrollen zeigten, dass Teheran weiterhin die Beschränku­ngen für seine Atomanlage­n beachte, die in dem Abkommen mit den fünf UN-Vetomächte­n und Deutschlan­d festgeschr­ieben worden sind. Die Wiener Behörde wirbt in Teheran nachdrückl­ich dafür, sich weiter an die Verpflicht­ungen des Abkommen zu halten und sogar darüber hinauszuge­hen, um internatio­nal noch stärker Vertrauen aufzubauen. So könne Teheran beispielsw­eise Inspekteur­e in Anlagen einladen, ohne dass diese zuvor selbst angefragt haben.

Während US-Außenminis­ter Mike Pompeo den Europäern vorwarf, nichts gegen den Ausbau des iranischen Raketenpro­gramms unternomme­n zu haben, hat Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron bei einem Gespräch mit seinem Moskauer Amtskolleg­en Wladimir Putin für »gemeinsame Initiative­n« mit Russland bei der Lösung globaler Krisen wie die um das iranische Atomabkomm­en geworben. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel sprach sich bei ihrem Staatsbesu­ch in China erneut für die Beibehaltu­ng der Vereinbaru­ng aus.

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