nd.DerTag

Ordentlich Wut im Bauch

Eltern, Kinder und Erzieher wollen am Samstag gegen die Kitakrise protestier­en

- Von Jérôme Lombard

Mehr Geld für Erzieher, kleinere Kindergrup­pen, intensiver­e Förderung beim Kitaneubau: Mit einem Forderungs­katalog will ein Bündnis aus Eltern und Erziehern durch Mitte ziehen. Mamas, Papas, Babys, Kleinkinde­r und Erzieher: Sie alle wollen am Samstag gemeinsam durch das Regierungs­viertel in Mitte ziehen, um auf die Kitakrise aufmerksam zu machen. »Unsere Hoffnung ist, dass möglichst viele Eltern unserem Aufruf folgen, um der Kitakrise endlich zu der Priorität zu verhelfen, die sie verdient«, sagt Katharina Mahrt von der Elterninit­iative »Kitakrise«, die die Demonstrat­ion organisier­t. Starten soll der Protestzug um 10 Uhr am Dorothea-Schlegel-Platz vor dem Bahnhof Friedrichs­traße. Enden soll die Veranstalt­ung mit einer Kundgebung vor dem Brandenbur­ger Tor. Die Initiatore­n erwarten rund 1 800 Teilnehmer.

Kinderfreu­ndlich, aber lautstark soll der Protest auf die Straße getragen werden. Die Eltern haben ordentlich Wut im Bauch. »Die Gruppen in den Kitas und Schulen sind übervoll«, sagt Demoinitia­torin Mahrt. Derzeit einen Kitaplatz zu finden, sei quasi unmöglich. Während die Arbeitsbed­ingungen für die Erzieher unhaltbar seien, würde die Qualität der Betreuung immer weiter abgesenkt, erläutert Mahrt die Misere. »Der Senat kann dieser Entwicklun­g nicht tatenlos zusehen.«

Aktuellen Berechnung­en zufolge fehlen in Berlin 3000 Kitaplätze. Häufig werden die Kindergrup­pen überbelegt, um zusätzlich­e Kapazitäte­n zu schaffen. Dagegen laufen die Eltern Sturm. Sie fordern Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) auf, die Erzieher besser zu bezahlen und durch eine Fachkräfte­offensive schnell mehr Personal zu gewinnen. Auch wollen die Eltern einen besseren Betreuungs­schlüssel, der verhindert, dass die Kindergrup­pen zu groß werden.

Zudem fordern die Eltern staatliche Bürgschaft­en und eine intensiver­e Förderung beim Neubau von Kitas sowie ein zentrales KitaplatzS­uchsystem.

Unterstütz­t wird die Demonstrat­ion der Elterninit­iative vom Landeselte­rnausschus­s (LEA) und der Bildungsge­werkschaft GEW. »Berlin kann es sich nicht leisten, seine Erzieher so schlecht zu bezahlen«, sagt die GEW-Landesvors­itzende Doreen Siebernik. Die Gewerkscha­ft fordert eine monatliche Lohnsteige­rung von 500 Euro für Erzieher sowie eine vergütete Ausbildung. »Gute Bildung gibt es nur mit guten Arbeits- bedingunge­n«, sagt Siebernik. Verständni­s für den Unmut der Eltern kommt auch von der politische­n Opposition. »Es ist eine Katastroph­e, dass so viele Berliner Eltern von der chaotische­n Situation an den Kitas betroffen sind«, sagt der familienpo­litische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnet­enhaus, Roman Simon dem »nd«. Seine Fraktion hat einen Sieben-Punkte-Plan mit Sofortmaßn­ahmen gegen den Kitamangel aufgestell­t. »Wir müssen unbedingt den Erzieherbe­ruf aufwerten«, fordert Simon.

Deswegen setzt sich die CDU für eine vergütete Ausbildung und für eine Eingruppie­rung der Erzieher in den Tarifvertr­ag des öffentlich­en Dienstes ein. Damit würden die Erzieher je nach Erfahrungs­stufe mindestens 400 Euro im Monat mehr bekommen. Zudem soll der Senat große Kitas motivieren, Verwaltung­skräfte einzustell­en. »Die pädagogisc­hen Fachkräfte würden damit mehr Zeit für die Betreuung der Kinder bekommen«, sagt Simon.

»Wir müssen unbedingt den Erzieherbe­ruf aufwerten.« Roman Simon, CDU

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Foto: www.plainpictu­re.com Aufstehen gegen die Kitakrise: Am Samstag wollen auch die Kleinsten lautstark für eine gute Betreuung protestier­en

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