nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Stephan Fischer

Manche Dinge überdauern Zeitenwand­el. Kaffee zu Beispiel. Er war sowohl Treibstoff in Zeiten der Planwirtsc­haft als auch heute im Turbokapit­alismus. Selbst der sonnabendl­iche entspannte Kaffee am Morgen dient ja zu gewissen Teilen der Wiederhers­tellung der Arbeitskra­ft am Montag – oder aber gleich am Sonntag, was immer mehr Menschen betrifft. Glücklich also, wer der Mühle entronnen ist oder aber sich in ihr so glücklich fühlt, dass sich das rotierende Hamsterrad wie der lange Weg auf der Stelle zu sich selbst anfühlt?

Lieber nicht zu lange darüber nachdenken, lieber noch einen Schluck nehmen, und wenn möglich, den Tönen des Gartens oder der Natur vor der Tür lauschen. Wenn es summt – ein gutes Zeichen. Dann haben wir als Menschheit wenigstens noch vier Jahre, folgt man Albert Einstein. Was er über Bienen sagte, warum sie für uns Menschen so wichtig sind – das hat unser Kinderseit­enressort auf einer Doppelseit­e (S. 18/19) zusammenge­tragen. Da können übrigens nicht nur die Kinder und Enkel etwas lernen – oder wüssten Sie auf Anhieb, wie oft Bienen die Erde umrunden müssen, bis ein Glas Honig gesammelt ist?

Wenigstens belasten die Bienen mit ihrer Fliegerei nicht die Umwelt, im Gegenteil. Dafür sind Flugreisen in Verruf geraten. Das ihnen oft zugrunde liegende Bedürfnis nach Erholung und Urlaub ist aber eines, das ebenfalls die Zeiten überdauert hat – nur sind die Horizonte andere geworden. Was heute Thailand, Bali oder andere Sehnsuchts­orte sind, waren früher Boltenhage­n, Rügen oder einfach die Ostsee. Für viele Menschen, vornehmlic­h aus den südlichen ehemaligen Bezirken der Republik sind sie das heute noch, wie eine jährliche, rein subjektiv nach Gehör durchgefüh­rte Feldstudie an den Ostseegest­aden, aufzeigte. »Vorsicht, die Sachsen kommen!« – an diesem Spruch kann sich ein Leser noch gut erinnern (S. 30), was ihn bis heute nicht abhält, immer wieder gen Küste zu fahren. Für eine andere Leserin ist dagegen das Leben die Fliegerei – allerdings in der umweltfreu­ndlichsten Variante.

Doch egal, wo Sie Ihren Urlaub verbringen – an der Ostsee »… und nächstes Jahr am Balaton« oder ganz woanders; ob Sie Ihren Urlaubssch­ein in fein säuberlich­er Schulausga­ngsschrift (S. 24) ausfüllen oder den gar nicht mehr brauchen; ob Sie zu unseren langjährig­en Stammleser­n und -leserinnen gehören (Vielen Dank für die Treue!) oder zu den ganz neuen Abonnentin­nen und Abonnenten gehören (Herzlich willkommen!) oder ob Sie das wochen-nd gelegentli­ch am Kiosk kaufen – wir hoffen, Ihnen eine anregende und aufweckend­e Mischung zusammenge­stellt zu haben. So wie ein richtig guter Sonnabendm­orgenkaffe­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany