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Bildungsle­xikon

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Ursprünge der Schreibsch­rift.

1538 legte der Nürnberger Schreibmei­ster Johann Neudörffer (1497–1563) den Grundstein einer »Stileinhei­t von Buchstaben deutscher Schreibsch­riften«, die Kurrentsch­rift, deren Name aus dem Latein entlehnt wurde: currere = laufen. Sie zählt zu den im Übergang von der Romanik zur Gotik sich entwickeln­den »gebrochene­n Schriften«. Die bekanntest­e ist die im Hochmittel­alter gebräuchli­che nicht kursive Schrift Textura (lateinisch für Gewebe), auch Textualis genannt (lat. Textschrif­t). Deren Vorläufer, der karolingis­che Minuskel, auch bekannt als Carolina, wurde im 8. Jahrhunder­t im Königsklos­ter Corbie entwickelt und zeichnet sich durch ein einfaches und klares Schriftbil­d aus. Mit dem Buchdruck und der zunehmende­n Verwendung des Papiers setzten die Humanisten die nicht kursiven Buchund Druckschri­ften Bastard und Antiqua durch. Parallel bildete sich gegen starre gotische Minuskel die lateinisch­e Schreibsch­rift heraus. Schon bald übernahmen auch Franzosen oder Engländer diese Schrift.

Deutsche Gelehrte waren angehalten, beide Formen zu lernen. 1714 führte ein preußische­r Erlass zur ersten Normschrif­t, deren »spitze, nach rechts geneigte Formen« charakteri­stisch waren. Die Schrift fand schnelle Verbreitun­g. Doch erst mit Ludwig Sütterlin (1865–1917) kam es zu einer Angleichun­g der deutschen Kurrentsch­rift an die lateinisch­e Schrift, und erst ab 1924 wurde diese zur Schulausga­ngsschrift.

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