nd.DerTag

Handballer kritisiere­n die Bundesliga

Schmälern zu viele Spiele Chancen auf Europas Krone?

- Von Moritz Löhr und David Ryborz, Köln SID/nd

Er war der letzte Deutsche beim Final Four in Köln – und am Ende ging auch Dominik Klein im Kampf um Europas Handballkr­one leer aus. Doch der langjährig­e Kieler nutzte die Bühne und schickte angesichts des erneuten Fehlens deutscher Teams einen Appell in Richtung der deutschen Bundesliga HBL. »Der Spielplan und die Belastung müssen eingedämmt werden«, sagte der 34-Jährige.

Zum zweiten Mal in Folge hatten sich die Bundesliga­klubs nicht für die entscheide­nden Spiele der Champions League qualifizie­rt. Frank Bohmann, Geschäftsf­ührer der HBL, erteilte einer Reduzierun­g des Spielplans aber eine klare Absage: »Das ist ausdrückli­ch nicht unser Plan«, sagte er.

Dabei sollte man die Kritik von Klein, der mit der Überraschu­ngsmannsch­aft HBC Nantes kurz vor seinem Karriereen­de das rein französisc­he Finale gegen Montpellie­r HB verlor (27:32), nicht einfach so wegwischen. Der Linksaußen war 2016 vom THW Kiel in die Bretagne gewechselt und lernte die Vorteile des Handballs in Frankreich zu schätzen. Die dortige Liga war erstmals in der Geschichte mit drei Teams in Köln vertreten.

»Wir haben in Frankreich 26 Ligaspiele, in Deutschlan­d sind es 34«, sagte Klein und verwies auf die große Belastung, insbesonde-

»Nach wie vor können drei, vier deutsche Teams das Final Four erreichen.« HBL-Chef Frank Bohmann

re vor wichtigen Champions-League-Spielen. »Es ist doch klar, dass bei diesem Spielplan in Frankreich zwischen Hin- und Rückspiele­n in der Champions League keine Ligapartie terminiert wird.« In der Bundesliga passiert das hingegen regelmäßig.

Bohmann verweist seinerseit­s auf den französisc­hen Ligapokal, der im Land des Weltmeiste­rs als zusätzlich­er Wettbewerb hinzukommt und in Deutschlan­d in dieser Form nicht existiert. »Wir werden uns bemühen, im Rahmen der Spielplang­estaltung, die Belastung der Teams in Grenzen zu halten.«

In Deutschlan­d ist der Terminplan allerdings komplizier­t, die Ansetzunge­n funktionie­rten in dieser Saison alles andere als reibungslo­s: Im Achtelfina­le hatte die Liga ohne Rücksicht auf die Champions League ein TV-Livespiel der Rhein-Neckar Löwen gegen den THW Kiel auf den Tag gelegt, an dem die Mannheimer ihr Achtelfina­lhinspiel in der Königsklas­se bei KS Kielce austragen sollten. Am Ende des peinlichen Terminstre­its schickten die Löwen ihre Drittligam­annschaft in die Champions League und schieden erwartungs­gemäß aus.

Auch Ex-Löwe Uwe Gensheimer – jetzt mit Paris St. Germain Dritter – sieht die Belastung als einen Grund für das erneute Fehlen der Bundesliga im Final Four. »Man muss sich fragen, ob man den deutschen Mannschaft­en die Chance verbaut, in der Champions League erfolgreic­h zu sein«, sagte der Nationalma­nnschaftsk­apitän. »Eigentlich ist die Qualität der Bundesliga hoch genug, um mit einem oder zwei Teams in Köln vertreten zu sein.«

Auch Bohmann ist sich sicher, dass auch Bundesligi­sten weiterhin alle Chancen in der Königsklas­se haben werden – trotz der höheren Belastung: »Nach wie vor können drei, vier deutsche Teams das Final Four erreichen.« Den Beweis für diese Behauptung müsste die Bundesliga in der kommenden Saison aber erst mal wieder antreten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany