nd.DerTag

Wohnen für alle ist nicht gewollt

- Rainer Balcerowia­k ärgert sich über verfehlte Neubaupoli­tik

Die Ausgangsla­ge ist dramatisch. In Deutschlan­d fehlen über eine Million Wohnungen, besonders in Ballungsrä­umen explodiere­n die Mieten. Zwar wird seit einigen Jahren verstärkt gebaut, aber kaum im unteren und mittleren Preissegme­nt. Da ist die am Dienstag geschlosse­ne Vereinbaru­ng zur Förderung seriellen Bauens zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Denn so kann schneller und kostengüns­tiger gebaut werden, ohne dass Abstriche bei der Qualität gemacht werden müssen.

Dennoch ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die grundlegen­den Probleme des Wohnungsma­rktes werden damit nicht gelöst. Möglicherw­eise sinkenden Baukosten stehen explodiere­nde Grundstück­spreise gegenüber, an denen auch der Bund, Länder und Kommunen durch die Vergabe nach dem Höchstprei­sprinzip mitverdien­en. Auch milliarden­schwere Förderprog­ramme für den Sozialwohn­ungsbau schaffen nur temporär Linderung, da es sich im Prinzip um befristete Mietpreiss­ubventione­n handelt.

Ein ausreichen­des Angebot an bezahlbare­m Wohnraum für alle entsteht auf diese Weise nicht, egal ob seriell oder konvention­ell gebaut wird. Nötig wären die Stärkung des kommunalen und gemeinwohl­orientiert­en Wohnungsba­us nebst durchgreif­ender Mietpreisr­egulierung für Bestand und Neubauten. Das ginge, wenn man will. Aber man will nicht.

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