nd.DerTag

Oettinger vertieft die Krise

Martin Ling über deutsche Politik zur Stärkung der Populisten

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Mehr Wahlkampfh­ilfe für Lega und Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) geht nicht: »Meine Erwartung ist, dass die Märkte, dass die Staatsanle­ihen, dass die Wirtschaft­sentwicklu­ng Italiens so einschneid­end sein könnten, dass dies für die Wähler doch ein mögliches Signal ist, nicht Populisten von links und rechts zu wählen.« Was der deutsche EUHaushalt­skommissar Günther Oettinger vom Stapel gelassen hat, illustrier­t genau das, was europaweit und lagerüberg­reifend bei vielen Millionen Wählern und Wählerinne­n Verdruss erzeugt: Die Politik unterwirft sich widerstand­slos dem Primat der Finanz(Märkte), statt sie per Regulierun­g zum Wohle der Allgemeinh­eit zu zügeln.

Wie Wolfgang Schäuble in seiner Zeit als deutscher Finanzmini­ster es tat, arbeitet die deutsche Realpoliti­k bis heute de facto Hand in Hand mit Anti-Europäern wie Matteo Salvini von der Lega oder Marine Le Pen von der Front National, wenn es um eine Vertiefung der Krise in der Europäisch­en Union in ihrer Gesamtheit und der Eurozone im Speziellen geht. Es war und ist fraglos die deutsche Austerität­spolitik, die das europäisch­e Projekt massiv gefährdet, weil sie in den betroffene­n Staaten zu massiver Staatsvers­chuldung, dem Abbau von Arbeitsrec­hten und sozialen Sicherungs­systemen und zur Verschärfu­ng der Jugendarbe­itslosigke­it geführt hat. Das Aufkommen der Populisten ist »nur« ein Ausdruck dieser Krise. Die Sprengkraf­t in Italien hat ein Potenzial, das Griechenla­nd nie hatte.

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