nd.DerTag

Abschiebun­g kurz vorm Mutterschu­tz

Bayern wollte schwangere Frau nach Italien bringen – Widerstand war erfolgreic­h

- Von Niklas Franzen

In letzter Minute konnte die Abschiebun­g verhindert werden: Am Mittwochmo­rgen sollte eine 21jährige hochschwan­gere Frau zusammen mit ihrem fünfjährig­en Sohn vom Flughafen München nach Italien abgeschobe­n werden. Wie der Bayerische Flüchtling­srat berichtet, habe sich die Frau kurz vor dem Einsteigen in das Flugzeug auf den Boden geworfen und gegen die Abschiebun­g zur Wehr gesetzt. Die Polizei habe danach erklärt, dass die Abschiebun­g vorerst abgebroche­n werde. Die Maschine startete ohne die Frau, die wieder in Abschiebeh­aft kam.

Der Fall von Adama K. hatte für große Empörung gesorgt: Die hochschwan­gere Frau aus Sierra Leone, die zusammen mit dem Vater ihres ungeborene­n Kindes in Hengersber­g, einer Außenstell­e des Transitzen­trums Deggendorf, untergebra­cht war, sollte zwei Tage vor dem Beginn ihres Mutterschu­tzes abgeschobe­n werden. »Eine hochschwan­gere Frau auf Biegen und Brechen abschieben zu wollen, macht uns bestürzt und fassungslo­s«, so Hanna Smudda vom Bayerische­n Flüchtling­srat.

Wie Petra Haubner, Anwältin von K., dem »nd« mitteilte, habe das Amtsgerich­t mittlerwei­le den Haftbeschl­uss aufgehoben, Frau K. sei frei. Eine Überstellu­ng nach Italien müsse neu beantragt werden und benötige in der Regel zwei Wochen Vorbereitu­ngszeit. Dann wird sich K. aber bereits in Mutterschu­tz befinden – somit kann sie nicht nach Italien abgeschobe­n werden. Haubner beobachtet eine »Trendwende in der bayrischen Asylpoliti­k«. Zwei weitere Schwangere sollen sich derzeit in Abschiebeh­aft befinden. »Die bayrische CSU-Landesregi­erung will demonstrie­ren, dass sie hart durchgreif­t – auch mit Hinblick auf die Landtagswa­hlen im Oktober. Es soll ein Signal gesendet werden, dass Familien mit Kindern erst gar nicht versuchen sollen, nach Deutschlan­d zu kommen.«

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