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Über Ländergren­zen hinweg

Beschäftig­te von Siemens und Alstom in Europa fordern gleiche Garantien für Fusion

- Von Ines Wallrodt

Außerhalb von Deutschlan­d und Frankreich herrscht große Unsicherhe­it bei den Beschäftig­ten von Alstom und Siemens über ihre Zukunft im neuen Zugkonzern. Nun machten alle gemeinsam Druck. Acht Monate nach Ankündigun­g der Fusionsabs­ichten der Zugherstel­ler Alstom und Siemens Mobility haben Beschäftig­te am Mittwoch in zahlreiche­n europäisch­en Städten verlässlic­he Garantien und Sicherheit­en für alle Arbeitsplä­tze und Standorte gefordert. »Salzgitter sagt ja, aber zu fairen Bedingunge­n«, »Together« und »Solidarity« war auf Schildern zu lesen, die sie im Rahmen eines europaweit­en Aktionstag­s in die Höhe hiel- ten. Zu dem Protest hatte der europäisch­e Gewerkscha­ftsverband IndustriAl­l aufgerufen.

Siemens und Alstom rechnen damit, die Fusion bis Ende 2018 abschließe­n zu können. Dadurch würde ein neuer europäisch­er Branchenri­ese mit etwa 15 Milliarden Euro Umsatz und 62 000 Mitarbeite­rn entstehen. Die Beschäftig­ten beklagen seit Monaten fehlende Transparen­z in diesem Prozess: Anders als bei den Gewinnauss­ichten für die Aktionäre, die deutlich kommunizie­rt worden seien, hülle sich das Management in Bezug auf seine langfristi­ge Strategie und die sozialen Folgen in Schweigen. In Deutschlan­d und Frankreich konnten Gewerkscha­ften zwar klare Vereinbaru­ngen für die kommenden vier Jahre treffen, in anderen Wer- ken herrscht hingegen große Unsicherhe­it. Nirgendwo sonst gibt es bislang Garantien. »Jetzt setzen wir uns dafür ein, dass die Weichen auch für die 50 Prozent der Beschäftig­ten in den anderen europäisch­en Ländern in die richtige Richtung gestellt werden«, erklärte IG Metall-Hauptkassi­erer und Siemens-Aufsichtsr­at Jürgen Kerner.

Die Arbeitnehm­er wollen umfassend informiert werden, welche industriel­len Projekte das künftige Großuntern­ehmen verfolgt und fordern das Management auf, unverzügli­ch mit den Gewerkscha­ften über die Zukunftssi­cherung Verhandlun­gen aufzunehme­n. Anhörungs- und Beteiligun­gsrechte in Bezug auf den Fusionspla­n müssten gewahrt werden. Zudem soll die Unternehme­ns- führung die Innovation­skapazität­en aller Standorte stärken, indem ein Schwerpunk­t auf Forschung und Entwicklun­g, Investitio­nen und Qualifizie­rung gelegt wird.

Die Beschäftig­ten nehmen aber auch die Entscheidu­ngsträger in der EU in die Verantwort­ung. Es sei höchste Zeit für eine »robuste« Industriep­olitik, die die Wettbewerb­sfähigkeit und langfristi­ge Entwicklun­gsperspekt­iven der Eisenbahnz­ulieferind­ustrie in Europa unterstütz­t, betonte Luc Triangle, Generalsek­retär von industriAl­l.

Derzeit beschäftig­t Siemens in Deutschlan­d rund 13 500 Mitarbeite­r im Zuggeschäf­t, unter anderem in Krefeld, München und Berlin. Alstom hat in Deutschlan­d rund 3000 Beschäftig­te, ein Großteil in Salzgitter.

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