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Ausschuss zur Kohle wieder verschoben

- Von Sandra Kirchner

Die Einsetzung der Kohle-Kommission ist erneut im Kabinett vertagt worden – vor allem wegen Unstimmigk­eiten bei der personelle­n Besetzung. Im letzten Moment hat die Bundesregi­erung die für Mittwoch geplante Einsetzung der Kommission »Wachstum, Strukturwa­ndel und Beschäftig­ung« zurückgezo­gen. Medienberi­chten zufolge war die CSU nicht mit Personalfr­agen einverstan­den. Doch auch die Umweltverb­ände sind unzufriede­n. Ihnen ist die geplante Kommission zu stark mit Kohlebefür­wortern besetzt. »Es ist zu befürchten, dass die Kohle-Lobby die erneute Verzögerun­g zu ihren Gunsten nutzt«, warnt Tina Löffelsend, Energieexp­ertin des Umweltverb­andes BUND. Es bestehe das Risiko, dass Mandat und Besetzung noch weiter aufgeweich­t werden.

Mittlerwei­le kursiert eine Liste von 22 Personen, die dem Gremium angehören sollen. Neben Teilnehmer­n von Forschungs­einrichtun­gen und Umweltverb­änden sind darunter vor allem Wirtschaft­svertreter: vom EnergieBra­nchenverba­nd BDEW und dem Industriev­erband BDI, vom Verband kommunaler Unternehme­n (VKU), von der Arbeitgebe­rvereinigu­ng BDA und der Bergbau- und Energiegew­erkschaft IG BCE.

Die bisher als Vorsitzend­e der Kommission genannten ehemaligen Ministerpr­äsidenten von Brandenbur­g und Sachsen, Matthias Platzeck und Stanislaw Tillich finden sich nicht auf der Liste. Beide sind umstritten, weil sie sich in der Vergangenh­eit für die Kohleindus­trie starkgemac­ht hatten. Unterstütz­t werden sollen sie bei der Leitung offenbar vom ExKanzlera­mtsministe­r und derzeitige­n Bahnvorsta­nd Ronald Pofalla und der Wissenscha­ftlerin Barbara Praetorius, die die entspreche­nde Expertise vorweisen kann und die Zustimmung der Umweltverb­ände genießt.

Schon Ende Oktober soll die Kommission ihren Maßnahmenk­atalog vorlegen. »Das ist angesichts der Frist bis Ende des Jahres vollkommen unrealisti­sch« warnt Lorenz Gösta Beutin, klimapolit­ischer Sprecher der Linksfrakt­ion im Bundestag. In sechs Monaten könnten kaum sinnvolle und ernsthafte Schritte zum Strukturwa­ndel festgeklop­ft werden.

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