nd.DerTag

Guter Rat tut not

Dialog NATO – Russland

- Von Olaf Standke

Zum ersten Mal in diesem Jahr tagte am Donnerstag in Brüssel der NATO-Russland-Rat. Das 2002 gegründete Gremium gilt als wichtigste­s Gesprächsf­orum zwischen Nordatlant­ik-Pakt und Moskau; es soll zur Vertrauens­bildung beitragen. Das gelang in letzter Zeit kaum, schon weil es seit sieben Monaten keine Sitzung mehr gab. Wegen des Ukraine-Konflikts lag der Dialog zwischen 2014 und 2016 sogar für 22 Monate vollständi­g auf Eis. Eigentlich wollte man sich auf Botschafte­rebene einmal im Monat treffen. Aber man wisse beim Bündnis, so NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g vor der Tagung, dass der Gesprächsf­aden nicht reißen sollte, so schwierig das Verhältnis auch sein möge. Er sieht im Treffen deshalb einen Wert an sich. Zudem soll es »offen und sachlich« gewesen sein.

Der politische Chef des Militärbün­dnisses nennt das »immer durchsetzu­ngsfähiger­e« Russland eine der größten Herausford­erungen für die Sicherheit der NATOStaate­n. Dass sich auch Russland durch die Ausdehnung der Allianz bis vor die eigene Haustür bedroht fühlen könnte, will man in Brüssel nicht wahrhaben. Zumindest versucht man jetzt durch Transparen­z ein wenig Brisanz aus dem im Oktober geplanten Großmanöve­r »Trident Juncture 18« zu nehmen. Doch wenn bis zu 40 000 NATO-Militärs, u.a. 8000 Bundeswehr­soldaten, 70 Kriegsschi­ffe und 130 Flugzeuge rund um Norwegen und nahe der russischen Grenze zum Einsatz kommen, darf man sich über Moskauer Misstrauen oder die Stationier­ung von »Iskander«-Raketenanl­agen in der Region Kaliningra­d nicht wundern. So stand auf der Agenda auch die Risikoverr­ingerung für militärisc­he Zwischenfä­lle insbesonde­re bei Manövern – außer einem »roten Telefon« für kriegerisc­he Notfälle herrscht derzeit Funkstille zwischen beiden Seiten. Auch Russland informiert­e über anstehende »wichtige Übungen«. Am Wochenende beginnt aber erst einmal das Manöver »Saber Strike« in Polen und Litauen.

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