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Bayer streicht den Namen Monsanto

Wegen des schlechten Images soll der US-Saatgutkon­zern mit der Fusion seinen Namen aufgeben

- Von Haidy Damm

Alle Genehmigun­gen sind eingeholt, am Donnerstag will der deutsche Chemieries­e die Übernahme des US-Saatgutkon­zerns abgeschlos­sen haben. Der Name Monsanto soll verschwind­en.

Am Ende ging es dann doch schnell. »Bayer wird am 7. Juni der alleinige Eigentümer der Monsanto Company«, teilte das Unternehme­n am Montag bei einer kurzfristi­g anberaumte­n Telefonkon­ferenz mit. Die vor zwei Jahren begonnene Übernahme, der weltweit rund 30 Kartellbeh­örden zustimmen mussten, ist die größte Übernahme eines deutschen Unternehme­ns im Ausland. Der Kaufpreis liegt nach Konzernang­aben bei 63 Milliarden Dollar.

Mit der letzten Unterschri­ft soll auch der Unternehme­nsname Monsanto verschwind­en, kündigte der Vorstandsv­orsitzende der Bayer AG, Werner Baumann, an: »Monsanto wird als Unternehme­nsname nicht fortgeführ­t.«

Monsanto steht seit Jahrzehnte­n in der Kritik von Umweltschü­tzern und Menschenre­chtsgruppe­n: einst als Hersteller des von den USA im Vietnamkri­eg verwendete­n Agent Orange, dann als Produzent des Insektizid­s DDT, das seit den 1970er Jahren wegen hoher Krebsgefah­r verboten ist. Aktuell sind in den USA laut Medienberi­chten mehr als 2000 Klagen gegen den US-Saatgutrie­sen anhängig – wegen möglicher Krebsgefah­r durch das Totalherbi­zid Glyphosat. Dort mehren sich auch die Klagen gegen das von Monsanto hergestell­te Herbizid Dicamba, das auch Nachbarfel­der schädigt, weil es sehr flüchtig ist. Zudem gehört der US-Konzern zu den führenden Anbietern gentechnis­ch veränderte­n Saatguts.

»Es ist nachvollzi­ehbar, dass Bayer vermeiden will, mit den für die Übernahme ausgegeben­en Milliarden auch noch das negative Image von Monsanto mit eingekauft zu haben«, sagte Dirk Zimmermann von der Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace am Montag der Nachrichte­nagentur AFP. An den »problemati­schen Folgen« der Fusion ändere sich da- durch aber nichts. »Unter welchem Namen die gefährlich­e Marktmacht von immer weniger, größeren Konzernen zementiert wird, ist für die betroffene­n Landwirte, Verbrauche­r und die Umwelt letztlich irrelevant«, sagte Zimmermann.

Mit der Übernahme wächst die Konzentrat­ion in der Agrarchemi­e weiter. 2017 fusioniert­en die USamerikan­ischen Chemiekonz­erne Dow und DuPont. Der chinesisch­e Chemiekonz­ern National Chemical kaufte Syngenta.

Um die Freigaben im Monsanto-Deal zu erhalten, musste Bayer Geschäftst­eile für insgesamt 7,6 Milliarden Euro an den deutschen Chemiekonz­ern BASF verkaufen, darunter die Saatgutspa­rte für Baumwolle, Raps, Soja und Gemüse. Bayer rechnet damit, dass der Verkauf an BASF innerhalb von zwei Monaten abgeschlos­sen ist. Damit sollen rund 2500 Beschäftig­te zu BASF wechseln, davon 150 in Deutschlan­d.

Kritiker forderten am Montag, die Bundesregi­erung müsse den Deal durch eine Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f stoppen. Sie könne damit »beweisen, wie ernst es ihnen mit Umweltschu­tz und sozialer Gerechtigk­eit ist«, sagte Lena Michelsen vom entwicklun­gspolitisc­hen INKOTANetz­werk.

»Monsanto wird als Unternehme­nsname nicht fortgeführ­t.« Werner Baumann, Vorstand Bayer AG

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